Jeremia 23, 16-29

· by predigten · in 1. So. n. Trinitatis, 24) Jeremia / Jeremiah, Aktuelle (de), Altes Testament, Beitragende, Bibel, Deutsch, Friedrich Seven, Kapitel 23 / Chapter 23, Kasus, Predigten / Sermons

1.Sonntag nach Trinitatis | 02.06.2024 | Jer 23, 16-29 | Friedrich Seven |

Text

16) So spricht der Herr Zebaoth: Hört nicht auf die Worte der Propheten, die euch weissagen! Sie betrügen euch, sie verkünden euch Gesichte aus ihrem Herzen und nicht aus dem Mund des Herrn.

17) Sie sagen denen, die des Herrn Wort verachten: Es wird euch wohlgehen-, und allen, die im Starrsinn ihres Herzens wandeln, sagen sie: Es wir kein Unheil über euch kommen.

18) Aber wer hat im Rat des Herrn gestanden, dass er sein Wort gesehen und vernommen hätte? Wer hat sein Wort vernommen und gehört?

19) Siehe es wird ein Wetter des Herrn kommen voll Grimm und ein schreckliches Ungewitter auf den Kopf der Gottlosen niedergehen.

20) Und des Herr Zorn wird nicht ablassen, bis er tue und ausrichte, was er im Sinn hat; zur letzten Zeit werdet ihr es klar erkennen.

21) Ich sandte die Propheten nicht, doch laufen sie; ich redete nicht zu ihnen, und doch weissagen sie.

22) Denn wenn sie in  meinem Rat gestanden hätten, so hätten sie meine Worte meinem Volk gepredigt, um es von seinem bösen Wandel und von seinem bösen Tun zu bekehren.

23) Bin ich nur ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht auch ein Gott, der ferne ist?

24) Meinst du, dass sich jemand so heimlich verbergen könne, dass ich ihn nicht sehe?, spricht der Herr. Bin ich es nicht, der Himmel und Erde erfüllt? , spricht der Herr.

25) Ich höre es wohl, was die Propheten reden, die Lüge weissagen in meinem Namen und sprechen, mir hat geträumt, mir hat geträumt.

26)Wann wollen doch die Propheten aufhören, die Lüge  weissagen und ihres Herzens Trug weissagen.

27) und wollen, dass mein Volk meinen Namen vergesse über ihren Träumen, die einer dem anderen erzählt, so wie ihre Väter meinen Namen vergaßen über dem Baal?

28) Ein Prophet, der Träume hat, der erzähle Träume; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Wie reimen sich Stroh und Weizen zusammen?, spricht der Herr.

29) Ist mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der Herr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?

Liebe Gemeinde,

bei diesem Hammerwort des Propheten kommt mir immer wieder unser Gemeindepastor in den Sinn, der, als er dieses Wort sprach, plötzlich mit einem Hammer auf die Kanzelbrüstung schlug.

Nicht nur wir Konfirmandinnen und Konfirmanden begriffen damit sofort, dass der Hammer, von dem Jeremia spricht, wohl Steine zerkleinern, uns aber nicht erschlagen, sondern aufwecken soll.

Wir sollen uns nicht wegträumen und uns in diesen Träumen etwa noch in der Nähe Gottes wähnen, wie es uns falsche Propheten verkünden. Die Propheten rufen ihre Zuhörer nicht zur Umkehr zu Gott auf, sondern verkünden die  Langmütigkeit Gottes. Jeremia ist mit seinem Ruf erfolglos geblieben. Das Unheil, das er komme sah, ist schließlich mit dem Untergang Jerusalems im Jahre 586 vor Christus eingetreten, und die Worte des Propheten sind danach in der kunstvollen Form zusammengefasst worden, in der sie uns heute überliefert  vorliegen.

Wenn der Prophet Jeremia seine Zuhörer damals vor solchen Propheten warnte, die mit Traumgesichten vorgaben, uns in die Nähe zu Gott zu führen,  dann möchte ich sagen: Heute sind wir selbst für uns die falschesten Propheten.

Zu verführerisch ist der Gedanke, wir könnten auf dem Weg zu Gott alles hinter uns lassen, dem Leben entfliehen und dabei ganz vergessen, woher wir eigentlich kommen. Zu naheliegend scheint der Gedanke, wir bräuchten gar nicht zu Gott umzukehren, sondern könnten schon jetzt allezeit bei ihm sein.

Seit Pfingsten aber dürfen wir wissen, dass wir aus diesem Leben nicht entfliehen müssen, sondern dass wir hoffnungsvoll in die Zukunft aufbrechen können in der Kraft des Geistes, mit der uns unser Herr, Jesus Christus, begabt hat und weiter begabt.

Wir brauchen uns kein besseres Leben mehr zu erträumen, sondern werden mit dem Traum in diesem Leben neue oft ungewohnte Schritte gehen. Wenn wir aus der Kraft des Geistes von einem besseren Leben träumen, dann mit einem Mut, der nicht nur die Kehrseite bloßer Verzweiflung ist.

Es reden heute auch viele Propheten  auf uns ein, die uns nicht mit Wunschträumen von der Nähe Gottes  verführen wollen, sondern uns mit Albträumen vom drohenden Weltuntergang heimsuchen.

Gegen diese Propheten hilft es auch nicht zu wissen, dass solche Prophetie immer schon  gekommen und wieder gegangen ist, um dann anders gewandet und aufgestellt wiederzukehren.

Den selbsternannten Unheilspropheten zu antworten, dass alles beim alten bleiben wird, hilft aber auch nicht, weil es nicht stimmt. Nicht nur die Älteren unter uns werden wissen, wie viel im Leben und wie plötzlich sich nahezu das ganze Leben ändern kann.

Auch  scheint es im Blick auf bedrohliche Szenarien immer wieder fünf vor zwölf oder bereits danach zu sein.

Doch ist es für den Augenblick nie zu spät, um sich im Hören auf Gottes Wort auf seine Gerechtigkeit, seinen Frieden und auf die Bewahrung seiner Schöpfung zu besinnen.

Die Uhr schlägt dafür nie zu spät, und die Zeit zum Beten und Handeln ist nicht festgelegt.

So können wir Zeichen setzen im Eintreten für mehr Gerechtigkeit, mit Anfängen von  Friedfertigkeit unter uns und mit uns, sowie mit ermutigenden praktischen dankbaren Maßnahmen zur Bewahrung der Schöpfung.

Dabei brauchen wir nicht davon zu träumen, die Welt zu retten, aber wir müssen uns den Traum von einer besseren Welt auch nicht  verbieten lassen.

Ob in der Arbeit mit Flüchtlingen oder beim Anhalten im Gebet für den Frieden, und beim Sammeln für die Kriegsgebiete der Welt. immer stehen wir jeden Tag neu vor gemeindlichen Herausforderungen.

Gott sei Dank können wir an vieles auch anknüpfen, was wir mit  anderen Organisationen und Initiativen vorbereitet haben. Wie stünden wir heute verlegen in der Arbeit mit Flüchtlingen dar, wenn wir uns im Jahr 2015 wegegeduckt hätten, und wie angesagt wirkt  angesichts hochgerüsteter Autos, die auch als E-Fahrzeuge vor allem Tempo 200 leisten müssen, die schon lange bewährte freundliche Empfehlung „Energiesparen, ja bitte.“

Wir müssen nichts mit dem Hammer rein treiben, Gottes Wort wird sich  durchsetzen, und wir dürfen es jeden Sonntag hören und feiern.

Amen!

Dr. Friedrich Seven, Pfarrer i. R.

37412 Scharzfeld

E-mail: friedrichseven@t-online.de