
Jesaja 51,4–6
Heilvolle Zukunft trotz dunkler Zeit, denn Gott redet und rettet | Altjahresabend | 31.12.2024 | Jes 51,4–6 | Winfried Klotz |
4 Der HERR sagt: »Höre auf mich, mein Volk, achte auf das, was ich sage! Ich lasse meine Weisung ergehen, meine Rechtsordnung richte ich auf als Licht für die Völker. (51,4–5) 42,1–4.6; 49,6; 2,4S
5 Ich bringe die Rettung, sie ist ganz nahe; meine Hilfe ist schon unterwegs. Mein starker Arm wird den Streit der Völker schlichten. Die fernsten Länder setzen ihre Hoffnung auf mich und warten, dass ich eingreife. 60,9
6 Blickt zum Himmel empor: Er wird sich auflösen wie Rauch. Blickt auf die Erde unter euren Füßen: Sie wird zerfallen wie ein altes Kleid und ihre Bewohner werden dahinsterben wie Fliegen. Aber die Rettung, die ich bringe, schafft immer währenden Frieden; nichts wird ihn erschüttern. 24,4S; Ps 102,26–28; Jes 40,7–8
(Gute Nachricht Bibel)
Altjahrsabend – Silvester – der Name „Silvester” bezieht sich auf den Gedenktag des römischen Bischofs Silvester I. (314 römischer Bischof geworden, gestorben am 31.12.335), der am 31.12. begangen wird. Wir begehen heute Abend den Jahreswechsel; der Termin ist eine menschliche Festlegung, andere Völker begehen ihn an anderen Tagen. Im Judentum heißt das Neujahrsfest „Rosch Haschana“ – Kopf des Jahres – und wurde 2024 am 3. Oktober begangen. Unser volkstümlicher Neujahrswunsch „einen guten Rutsch!“ kommt vom Wort Rosch.
Jahreswechsel, wir schauen zurück, aber auch nach vorne, bilanzieren das vergangene Jahr und planen den Weg durchs kommende. Vielleicht ist das etwas hochgegriffen, vielleicht haben wir gar keine Lust zurück- und nach vorne zu schauen, vielleicht war unser Jahr 2024 eher bescheiden und für 2025 erwarten wir nicht mehr; es wird nicht besser!
Wie dem auch sei, ob wir nun frohgemut zurückschauen und freudig nach vorne, oder erwartungslos Vergangenes und Kommendes grau in grau sehen, ob die Vergangenheit uns eine Belastung ist und die Zukunft uns Angst macht; wir leben im Vergehen der Zeit und im Wissen darum, dass unsere Erdentage gezählt sind; aber wir leben nicht nur auf unsere kleine Welt fixiert, denn Gott redet uns an, jedenfalls uns, die wir heute Abend Gottesdienst feiern. Über all die Alltagsdinge hinaus, größer auch als die große Politik mit ihren machtvollen Figuren, gibt es einen neudeutsch gesagt „big player“ einen lebendigen Herrn und Gott, der zu uns reden möchte und für den die Herren der Welt Figuren auf dem Schachbrett seiner Weltregierung sind, über deren stolzes, hochtrabendes Drohen er lacht und spottet (Psalm 2). Gott sitzt im Regiment, Gott regiert, so hat er es uns durch Jesus zugesagt; durch den Jesus, der ans Kreuz gehängt wurde zum Zeichen seiner Ohnmacht und Unfähigkeit. Was ist die Zusage ‚Gott regiert‘ unter dieser Voraussetzung wert? In den Augen eines Kim Jong-un und eines Xi Jinping nichts, aber nicht nur in deren Augen. Wie viele gute Westeuropäer, manche Mitglied einer Kirche, sehen das auch so! Und ein Donald Trump im Verbund mit einem Elon Musk hält auch mehr auf die eigenen großen Sprüche als auf die Zusagen unseres Herrn Jesus – jedenfalls schließe ich das aus den Taten.
Kann sein, dass sich jetzt einige über mich ärgern. Nehmen Sie es als meine Meinung und kehren wir zu dem Punkt zurück, an dem wir hoffentlich einig sind: Gott regiert, er baut sein Reich durch den gekreuzigten und auferstandenen Jesus; er baut dieses Reich durch die gute Nachricht von der Vergebung der Sünden, so dass wir umkehren können zu Gott. Er baut dieses Reich da, wo Menschen durch den Glauben an Jesus versöhnt zusammenkommen, ihre Nächsten lieben, den Elenden aufhelfen und die Gescheiterten nicht verachten. Sichtbare Zeichen des Reiches geschehen, aber unsere Hoffnung geht weit darüber hinaus, denn wir sind vom Christus Jesus ergriffen, unser Herz und Leben gehört IHM!
„Gott redet uns an!“ so sagte ich eben. Genau darum geht es im Predigtwort aus Jesaja 51: „Höre auf mich, mein Volk, achte auf das, was ich sage! Ich lasse meine Weisung ergehen, meine Rechtsordnung richte ich auf als Licht für die Völker.“ Wir sind auf unserem die Sonne umkreisenden und durchs Weltall rasenden Raumschiff Erde nicht nur auf uns und unsere Probleme geworfen, wir sind in eine Beziehung gestellt, die die sichtbare Welt, die Himmel und Erde überschreitet. Gott redet uns an, wir sollen hören und zu Herzen nehmen; dann wird unser Leben hell, vom Licht der versöhnenden Gnade durchleuchtet. Jesus ist dieses Licht, Gottes Gnade ist in Jesus uns erschienen. Wir sollen auf IHN hören!
Das heißt auch, schalte mal all die Lautsprecher ab, die in deine Ohren dröhnen! Fang an, zu schweigen und zu hören, nicht auf die Stimme deines Herzens, auf die hörst du ständig, sondern auf diese fremde Stimme, diese anderen Worte von einem Gott, der dich liebt und sucht. Dann kommt dir Gottes Rettung nahe, seine zurechtbringende Hilfe. Ihr Name ist Jesus, er rettet von den Sünden, er überwindet, was uns von Gott trennt.
Viele fordern, dass die christliche Kirche gesellschaftlich relevant sein müsse; kirchenintern versucht man das zu sein mit Stellungnahmen zu diversen Themen. Andererseits springen viele zurzeit auf den Wagen kirchlicher Rituale auf. Wir müssen den Menschen geben, was sie brauchen; mit Ritualen begleiten wir sie an den Übergängen des Lebens. Ritual gut – alles gut – oder? So erhalten wir uns die Kunden?
Ich habe mal gelernt, das Leben von Christen sei tägliche Reue und Buße (Luther 95 Thesen); auch darin war der Abschied von den vielen Vorschriften und Ritualen begründet, mit denen die Kirche damals ihre Kunden unter Kontrolle hielt. Wollen wir dahin zurück? Hat Gott Jesus gesandt, damit unsere religiösen Bedürfnisse befriedigt werden, damit wir begleitet werden an den Knack- und Krisenpunkten des Lebens? Gewiss nicht! Zuerst und vor allem will Gott, dass wir wieder mit ihm durchs Leben unterwegs sind, auf ihn hörend, liebend, demütig. Dann ist er uns helfend und klärend auch nah an den Knack- und Krisenpunkten des Lebens, nah in der Gemeinschaft derer, die mit unterwegs sind in der Spur Jesu.
Wir wissen und unser Wort aus Jesaja 51 sagt es deutlich, wir sind in die Zeit gestellt, wir sind vergänglich und alles Irdische mit uns. „Blickt zum Himmel empor: Er wird sich auflösen wie Rauch. Blickt auf die Erde unter euren Füßen: Sie wird zerfallen wie ein altes Kleid und ihre Bewohner werden dahinsterben wie Fliegen.“ Das hören wir nicht gerne! Das tut weh! Aber wir sind doch keine kleinen Götter, die, wie auch immer, im Tod nur die Räume tauschen, dann geht es selbstbestimmt weiter! Das hätten wir gerne, aber im Tod werden wir entmachtet und müssen Rechenschaft ablegen. Mit über siebzig Jahren gehöre ich zur älteren Generation; auch mir macht diese Perspektive Gedanken, gerade wenn dann noch die Einschränkungen des Alters sich zeigen. Der Himmel löst sich auf wie Rauch, die Erde zerfällt, wir sterben. Hart, aber, Gott sei gedankt, nicht das letzte Wort; unser Vers geht weiter: „Aber die Rettung, die ich bringe, schafft immer währenden Frieden; nichts wird ihn erschüttern.“
Das ist unsere Perspektive durch Jesus! Das ist unsere Hoffnung und Freude! Das ist die Erlösung, die wir brauchen, wenn die Kreise des Lebens immer enger werden! Gott sei gedankt, wir gehen auf den entgegen, der lebt, der uns jetzt schon Frieden schenkt, der unseren Tag hell macht und uns Zukunft im Licht bei Gott schenkt.
Ich kehre an den Anfang zurück: Altjahrsabend – Silvester, Rückblick, Erwartungen an das Kommende, machen wir uns nicht verrückt; größer und wichtiger als unser Urteil über Vergangenes und unser Blick nach vorne ist, dass wir den kennen, der uns Leben schenkt und an dessen Hand wir gehen. Ich schließe mit dem Gedanken eines chinesischen Christen, den ich in einer Textsammlung fand (Hoffsümmer, Kurzgeschichten, 99/05 – II16; vgl. Kühner, elektronisches Textarchiv Nr. 352):
„Ich sagte zu dem Engel, der an der Pforte des Jahres stand: „Gib mir ein Licht, damit ich sicheren Fußes der Ungewissheit entgegengehen kann!“ Aber er antwortete: „Geh nur in die Dunkelheit und lege deine Hand in die Hand Gottes; das ist besser als ein Licht und sicherer als ein bekannter Weg.“ Amen.
Liedvorschläge: EG 361 Befiehl du deine Wege; EG 369 Wer nur den lieben Gott lässt walten; EG 371 Gib dich zufrieden und sei stille; EG 407 Stern, auf den ich schaue; Du bist unsre Zuversicht, Gerhard Schnitter, Unser Liederbuch 375; Du sollst nicht müde werden, Peter Strauch, Unser Liederbuch, 258; God will make a way (Gott zeigt mir den Weg) Don Moen (deutsch Gerhard Schnitter) Wiedenester Jugendlieder, 197.
Winfried Klotz, Pfr. i. R. Bad König/ Odenwald; verh. drei erwachsene Kinder und ein Enkelkind. Theol. geprägt von Otto Michel und Hans J. Iwand, Mitglied Pfarrgebetsbund.