
Kindheits-Traum
Lebens-Geschichten: Kindheits-Traum | Hans-Jürgen Fraas |
Markuskirche München
Universitätsgottesdienste der Universität München im Wintersemester 2001/2002
„Einst spielt‘ ich mit Szepter, mit Krone und Stern“, singt der Zar in Lortzings Oper, und er endet: „Selig, o selig, ein Kind noch zu sein“. Der historischen Recherche über die Kindheit Peters des Großen hält die biedermeierliche Idylle allerdings nicht stand.
Lortzings romantische Verklärung der Kindheit ist keine Einzel-Erscheinung. Gewiß gibt es in jeder Kindheit Momente der „Seligkeit“, an die man sich gern erinnert. Aber daneben stehen die großen drohenden Worte Kinderarbeit, Kinds-Mißhandlung, Kinds-Entführung.
Zumindest ist die Idylle der Kindheit auf die bürgerliche Welt beschränkt, in Biographien der Arbeiterklasse oder der ländlichen Bevölkerung sind ganz andere Töne zu hören. Und selbst das bürgerliche Kinderzimmer ist von Ängsten und Zwängen erfüllt, von denen die Erwachsenen oft nichts ahnen.
Kein Wunder, daß Kinder, von pathologischen Ausnahmen wie dem Blechtrommler bei G. Grass abgesehen, auch nicht Kinder b l e i b e n, sondern erwachsen werden wollen. Sie sind zukunftsorientiert, wie denn der Zar seines Spiels „mit Szepter und Krone“ sich erinnert, also mit den Insignien der Macht, den Insignien des Erwachsenseins. Kinder träumen, erwachsen zu sein – erst Erwachsene schwärmen von der Kindheit: Menschen wollen offensichtlich in ihrer ewigen Sehnsucht immer gerade das jeweils a n d e r e nach dem pessimistischen Heimweh-Motiv: „Da, wo du n i c h t bist, blüht dein Glück“.
- Kinderträume
Der Zauber, den die Kindheit nun aber doch ausstrahlt, liegt in der Fähigkeit zu t r ä u m e n. Traum und Phantasie gewähren die Allmacht der Erwartung. Als Kind kann man ideale Lebensgeschichten entwerfen, als Räuber oder Prinzessin, als Astronaut oder Top-Model. Kinder träumen den Traum von Abenteuer und eigenem Gestalten-Dürfen, von Wichtigkeit und Bewunderung, von Anerkennung und Liebe. Auch „mit 17 hat man noch Träume“, die um den Ideal-Beruf kreisen, um Liebe und Partnerschaft, um ein gelingendes Leben.
Träume von Glück und Reichtum, wie sie von den medialen Traumfabriken genährt werden, sind oberflächlich und meist mit Geld erfüllbar, wie vielleicht gelegentlich ein Traumurlaub auf einer Trauminsel. Andere Ziele erfordern einen hohen kämpferischen Einsatz, und der eine oder andere Kindheitstraum erfüllt sich oftmals erst spät, gebunden an innere Reife, aber auch an verfügbare Mittel oder verfügbare Zeit.
Phantasie und Tagtraum machen die Realität in ihrer Nüchternheit erträglich und lassen das Unmögliche möglich erscheinen, denn „Freiheit ist nur im Reich der Träume möglich“. Im Träumen überschreiten wir den Augenblick, das Hier und Jetzt, die Lebenssituation überhaupt. Phantasie und Traum sind Ausdruck des noch Offenen, der Skizzenhaftigkeit des kindlichen Lebensentwurfs. „Ihm liegen noch im Zeitenschoße die dunklen und die heitern Lose“, und die unterschiedlichsten Verwirklichungsmöglichkeiten sind denkbar.
Manches von den Phantasie – Konstruktionen geht in die Brüche, manches bleibt auf der Strecke. Aber ob es nun die Brüche in der Lebensgeschichte sind, die unerfüllten Träume, oder die Momente der Seligkeit: Im Kindheits-Traum liegt etwas, das über alle Erfahrung hinaus weist, eine Zukunftsperspektive, die jeglichen Rahmen sprengt und einen weiten Raum öffnet.
Wenn im Markus-Evangelium Jesus die Kinder der besonderen Nähe zu Gott oder zum Reich Gottes versichert, dann muß aber hinter der Kindheit ein Geheimnis stehen, das mit der Fähigkeit zum Träumen noch nicht ausreichend beschrieben ist.
Was ist denn im Sinn des Evangeliums besonderes an der Kindheit? Man hat das Vorbildhafte sehr verschieden gedeutet, als Unkompliziertheit, als Naivität, als Fähigkeit zu hingegebenem Spiel, als unkritischen Glauben, als Selbstvergessenheit, als träumende Unschuld. Das allein ist es nicht.
Die Träume des Kindes kreisen darum, in Liebe a n g e n o m m e n zu sein, so wie seine Ängste weitgehend Ängste vor Liebes-Verlust sind. Es weiß sich geborgen in der B e z i e h u n g zu seiner nächsten Umwelt, selbst dann noch, wenn diese Umwelt versagt. Es lernt „ich“ zu sagen, wenn es bei seinem Namen gerufen wird, es e m p f ä n g t sich in der Liebe oder aus der Liebe der Eltern, es lebt vom „Du“ und im „Wir“. D a s ist es:
Der polnische, in Treblinka ermordete Pädagoge Janos Korczak gibt Einblick in seinen Glauben, einen Glauben „wie ein Kind“, wenn er Gott anspricht: „Ich freue mich wie ein Kind – und ich nenne dich weder groß noch gerecht noch gut – ich sage ‚mein Gott‘. Ich sage ‚Mein‘ und habe Vertrauen“.
Jesus betet „abba, lieber Vater“. Wer „Vater“ sagt, setzt sich in die Position des Kindes. So, wie am Anfang die Eltern unsere Welt gewesen sind, so läßt der Glaubende Gott seine Welt sein. Wer so mit Gott auf Du und Du steht, der lebt in der Haltung, zu der wir Menschen bestimmt sind, der Haltung der Partnerschaft, der Gemeinschaft, der ist der Gottesherrschaft nahe.
- Abschied vom Kindheitstraum
Aber „die Welt ist keine Kinderstube“, wie uns Freud nachdrücklich gelehrt hat. Mancher bleibt freilich lebenslang ein Träumer, der mit traumwandlerischer Sicherheit an der Realität vorbei geht. Mit einem besonderen Schutzengel werden solche Träumer dann Dichter oder liebenswürdige Sonderlinge. Aber sie werden der Welt, in der wir leben, nicht gerecht.
Das Realitätsprinzip in seiner Härte schlägt der kindlichen Phantasie-Welt ins Gesicht. Die Sachzwänge des Lebens, denen wir uns nicht entziehen können, lassen den Traumbildern keinen Raum. Was nicht in das wissenschaftliche Raster paßt, wird eliminiert.
Unsere Phantasie hat sich längst an die Kette des technischen Denkens legen lassen. Die virtuelle Welt der Computerspiele läßt die menschliche Traumarbeit überflüssig werden. Der permanente Mausklick macht alles möglich: Er erweitert zwar die Spielräume, in denen wir uns bewegen, aber diese Erweiterung bedeutet zugleich eine Verarmung der freien Phantasie: Indem sie sich im Technischen auslebt, wird sie in das Meßbare eingeholt und büßt ihre poetische Freiheit ein. Selbst der alte Menschheits-Traum vom „ewigen Leben“ wird durch die zunehmend realisierbare Erwartung einer beliebigen Verlängerung der physischen Existenz ersetzt.
Auch die Unmittelbarkeit des Kinderglaubens ist uns verwehrt. Er muß durch die Realitätsprüfung hindurch. Die kritische Distanz zu den Dingen, die uns die Aufklärung vermittelt hat, kann zumindest in unserem Kulturraum auf Dauer niemandem erspart werden.
Jede Biographie führt durch den Bruch hindurch, in dem die kindlichen Wunschbilder und Projektionen im Feuer der rationalen Kritik vergehen müssen. Gertrud von le Fort bekennt: „Herr, es liegt ein Traum von Dir in meiner Seele, aber ich kann nicht zu dir kommen, denn alle meine Tore sind verriegelt. Ich bin belagert wie von Heerscharen, ich bin eingeschlossen in mein ewiges Allein“.
So geht uns das kindliche „Du“ verloren, das „Du“ Gottes zuerst und dann auch oft genug das zwischenmenschliche „Du“. Unsere entmythisierte Lebenserfahrung macht uns einsam im Universum. Es bleibt die „vernünftige Resignation“, es bleibt die „Leere und das gezeichnete Ich“..
Aber nicht nur die rationale Kritik von außen straft die allzu naiven religiösen Vorstellungen des Kindes Lügen, sondern auch die Kritik von innen, die „Schule des Glaubens“.
Daß der gute Hirte „mich stets auf süße Weide“ führt, so „daß ich keinen Mangel leide“, wie es im Kinderlied hieß – das stimmt ja nicht, jedenfalls nicht so buchstäblich, wie ein Kind das zwangsläufig verstehen muß. „Die Verhältnisse, die sind nicht so“. Wir lernen in unserem Reifeprozeß, daß selbst unsere f r o m m e n Wünsche Gott keineswegs Befehl sind.
So mögen Petrus und wohl auch Judas geträumt haben von einem Reich Gottes nach i h r e r Vorstellung. Aber mit Christus sind diese Wunschbilder gekreuzigt. Das Kreuz Christi durchkreuzt unsere religiösen Träume, unsere Vorstellungen vom schnellen Heil, vom Überspielen der Realität. Am Kreuz scheitert alle Naivität. Am Kreuz werden wir uns der Unhaltbarkeit, des egoistischen Charakters unserer Traumgedanken bewußt.
„Als ich ein Kind war, redete ich wie ein Kind, dachte wie ein Kind, urteilte wie ein Kind“, sagt Paulus. „Als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindisch war“. Er spricht vom Stückwerk unseres Erkennens. „Selig, ein Kind noch zu sein!“ – vielleicht, aber wir s i n d es nicht, unsere Träume sind gebrochen. Die Bilder haben einen Riß. Immerhin: Dieser Riß läßt uns ahnen, daß es noch ein „dahinter“, ein „hinter den Bildern“ gibt.
„Wir sind dem Aufwachen nahe, wenn wir träumen, daß wir träumen“ – aber wohin wachen wir auf? In die endgültige Alltagswelt des Homo faber, oder in die menschliche Zukunft, in den Tag, in das Morgengrauen Gottes?
- Wiedergewinnung der Kindheit
Wir wissen heute, daß unser Denken weitergehende Aufklärung nötig hat, die bei einer positivistischen Weltauffassung nicht stehen bleiben darf. Wir wissen, daß der Wahn von der Machbarkeit aller Dinge einen Holzweg der Humanität darstellt. Wir wissen, daß wunschloses Glück nicht herstellbar ist, daß Leistung und Erfolg, Rentabilität und Gewinn-Maximierung kein gelungenes Leben garantieren.
Die Harry-Potter-Begeisterung auch unter Erwachsenen ist wohl als Flucht aus einer allzu nüchternen Wirklichkeit zu deuten, als Sehnsucht nach Wieder-Verzauberung der Welt. Der T r a u m von einer b e s s e r e n W e l t, von einem besseren Leben in Gemeinschaft, von Liebe und Treue setzt sich am Ende durch.
Der „Stoff“, aus dem solche Träume sind, stammt aus den Phantasien der Kindheit. Schon in der Prophetie kehren diese Bilder wieder, die Bilder vom Angenommensein, von Frieden, von Geborgenheit und erfülltem Leben. Sie sind wie eine Skizze für den Bauplan des Reiches Gottes: „Fürchte Dich nicht, ich habe Dich bei Deinem Namen gerufen, Du bist mein!“ Da ist es wieder, das vertraute und vertrauensvolle „Du“.
„Laßt euch die Kindheit nicht austreiben!“, schreibt Erich Kästner. „Die meisten Menschen legen ihre Kindheit ab wie einen alten Hut. Sie vergessen sie wie eine Telefonnummer, die nicht mehr gilt….Man nötigt euch in der Schule eifrig von der Unter- über die Mittel- zur Oberstufe. Wenn ihr schließlich droben steht und balanciert, sägt man die überflüssig gewordenen Stufen hinter euch ab, und nun könnt ihr nicht mehr zurück“.
Auch der Kinderglaube wird oft im Keller abgelegt, er gilt als endgültig überwunden und nicht mehr angebracht. „Aber müßte man“, fährt Kästner fort, „nicht in seinem Leben wie in einem Haus treppauf und treppab gehen können? Was soll die schönste erste Etage ohne den Keller mit den duftenden Obsthorden und ohne das Erdgeschoß mit der knarrenden Haustür und der scheppernden Klingel?“
Aber Jesus sagt: „So ihr nicht w e r d e t wie die Kinder“. Nicht das Kind- B l e i b e n ist das biblische Ziel, nicht die gespielte Naivität im Verkehr der Christen untereinander, nicht die gutmütige Naivität der Kirche im Umgang mit dem Geld, nicht die realitätsferne Naivität der Sozialromantiker in und außerhalb der Kirche, und schon gar nicht die unverantwortliche Naivität eines fundamentalistischen Buchstaben-Glaubens. Realitätssinn und Realitätsprüfung sind auch im religiösen Bereich notwendig, und die Alten, die in ihrem Jugendlichkeitswahn der Jugend auf allen Lebensgebieten Konkurrenz zu machen suchen, machen sich lächerlich.
Etwas a n d e r e s ist es, den Zugang zur Kindheit und ihren Träumen durch die Lebenserfahrungen hindurch n e u zu erwerben. Das ist ein langer Weg. Die „zweite Kindheit“ ist die Gelassenheit dessen, der „durch alle Formen geschritten“ ist, der durch Zweifel, Kritik und Gottesferne hindurch zurückfindet zu den frühen Bildern, der den Umgang mit dem „Du“ Gottes neu gewinnt.
Wer seine Kindheitsträume vergißt, wird nicht weise, sondern nur alt. Mit zunehmendem Alter wächst auch unsere Vergangenheit, unsere Zukunft verflüchtigt sich. Die „zweite Kindheit“ rechnet wieder mit der Z u k u n f t, sie streckt sich wieder aus auf das Kommende, sie lebt im Vertrauen auf Gottes gegenwärtiges und alles umfassendes „Du“.
Wenn es uns gelingt, den Zugang zu den ersten Bildern zurück zu gewinnen, dann können wir damit beginnen, unser Leben neu zu verstehen unter dem Zeichen der Z u k u n f t. Die Kinder Gottes können hin und her gehen im Haus ihres Lebens, sie können den Keller ihrer Vergangenheit mit allen seinen dunklen Aspekten furchtlos betreten. Und sie h a b e n Zukunft. Sie können furchtlos die Fenster öffnen nach allen Seiten, frische und fremde Luft hereinlassen, können im Andern, auch im Fremden das vertrauensvolle „Du“ suchen, neugierig und erwartungsvoll.
Die Neugier und Erwartung des Glaubens hält den Traum vom Leben selbst angesichts des Todes offen und bewahrt vor Resignation. Es ist die Haltung, in der Luther sein Apfelbäumchen auch angesichts des Weltendes pflanzen will, weil er in der Erwartung der anbrechenden Gottesherrschaft lebt, die unserem Leben die Richtung nach v o r n gibt, selbst über die Grenzen von Vergänglichkeit und Tod hinaus.
„Ich bin oft gefragt worden, wie ich mir das Auferstehen vorstelle“, erzählt Luise Rinser. „Ich stelle es mir nicht in theologisch-dogmatisch bestimmten Bildern vor. Aber in T r ä u m e n erhalte ich Belehrung darüber“. Das sind nicht die ungebrochen-kindlichen Märchen-Bilder eines paradiesisches Jenseits, das ist die Hoffnung auf das Kommen dessen, dessen Kinder wir sind, von dem her wir uns empfangen und zu dem wir sprechen: „Unser Vater, Dein Reich komme!“
Diese Hoffnung auf Gottes Zukunft öffnet das Leben für eine Humanisierung der Lebensverhältnisse in Liebe und Hingabe, sie vermittelt ein Weltverständnis der Geschwisterlichkeit und der Verbundenheit mit aller Kreatur. Und sie weckt das Bedürfnis, gestaltend mitzuwirken an dem, was kommen soll.
Träume sind nicht immer nur Schäume. Wir haben die weltgestaltende Kraft sowohl positiver als auch negativer Utopien als Heil oder Unheil erlebt. Es gibt auch Alpträume, Träume ohne Verheißung, wie uns in den Wochen seit dem 11. September mit aller Härte bewußt geworden ist. Gleichwohl ist es eine Gefahr, Kinder in Krisensituationen unverantwortlich in politische Aktionen zu verstricken und damit in die Angst vor einer Zukunft hineinzutreiben, deren reale Chancen und Bedrohungen sie nicht zu durchschauen vermögen. Viel mehr sind wir gerade in dieser Situation aufgerufen, uns auf die Bilder einzulassen, die Leben, Frieden und Zukunft provozieren.
Der Glaube kämpft gegen das Unrecht mit der Kraft der positiven Utopien, wie sie die alt-testamentlichen Propheten entworfen haben. Der Träumer Joseph hat Geschichte gemacht und seine Brüder, sein Volk gerettet. Martin Luther Kings Traum ist in die Geschichte eingegangen.
Vielleicht geschieht heute in der Gesellschaft so wenig an Zukunftweisendem, weil niemand mehr den Mut hat zu träumen, weil es keine neuen Utopien gibt. Das Ende der Meta-Erzählungen ist das Ende einer l e b e n d i g e n Geschichte, in der Träume wahr werden können; der Verlust der Prophetie ist Verlust der Zukunft überhaupt.
Glaube dagegen ist Aufruf zum produktiven Träumen. „Werden wie die Kinder“, das heißt zurückkehren zu einem Leben vor Gott, das phantasievoll ist wie ein Spiel, unberechnend wie ein Kunstwerk, zweckfrei wie eine Liturgie. So wird unser Leben zum Gottesdienst als Ausdrucksform der Gemeinschaft mit Gott.
Der Direktor eines Pastoralkollegs berichtete bei einer Tagung davon, daß selbst oder gerade Pfarrer es als wohltuend empfinden, bei Einkehrtagen religiöse Gefühle und Bedürfnisse äußern zu dürfen ohne die ständige Konfrontation mit der Forderung nach gesellschaftspolitischen und kirchenpolitischen Aktivitäten, ohne ständigen Leistungs-Nachweis. Der Hunger nach Nahrung für das „Kind in uns“, für das, was wir so gern sein oder wieder werden möchten, läßt sich auf Dauer nicht verdrängen. Er äußert sich heute als Suche nach einer zeitgemäßen Spiritualität.
Spiritualität – früher nannte man das schlicht Frömmigkeit oder Fromm-Sein. Wir verstecken unsere religiösen Gefühle und Bedürfnisse schamhaft hinter theologisch oder religionswissenschaftlich distanzierenden Begriffen. Eine Gefühlsäußerung zu wagen, die ein kindliches Gemüt vermuten lassen könnte, widerspricht unserer intellektuellen Eitelkeit.
Vielleicht käme es aber gerade dieser unserer gesuchten Spiritualität zugute, wenn wir den Mut aufbrächten, schlicht und einfach in das Gebet eines Matthias Claudius einzustimmen: „Herr, laß uns einfältig werden und vor dir hier auf Erden w i e K i n d e r fromm und fröhlich sein!“
Prof. Dr. Hans-Jürgen Fraas