Lukas 10, 38-42

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Gechillt oder Geschafft | Humorvolle Predigt in Reimen| Sonntag Estomihi | 02.03.2025 | Lk 10, 38-42 | Dr. Friedrich Schmidt-Roscher |

Jesus zieht mit Jüngern durchs Land, von hier nach dort,
predigt Menschen in Stadt und Dorf, hat keinen festen Ort.
Heilt, erzählt von Gottes Reich Männer und Frauen,
lädt alle Sünder ein, seiner Vergebung zu vertrauen.

Jünger waren ja nicht nur die Zwölf, arm und frei,
auch Menschen mit Haus und Hof waren dabei.
Neben den Zwölf gab es einige im ganzen Land,
die miteinander Hoffnung auf Gottes Reich verband.

Eines Tages kommt Jesus müde nach Bethanien,
hier leben Jüngerinnen, Maria und Martha, mit Namen.
Martha, die Ältere, lädt Jesus in ihr Haus ein.
Sie freut sich sehr, will gute Gastgeberin sein.

Sogleich eilt sie in die Küche, fängt an zu schaffen.
Hackt Holz, zündet Feuer an, – es ist viel zu machen.
Sie rupft ein Hühnchen, nimmt es aus, pinselt es ein,
wäscht Hirse, schneidet Zwiebel, hab‘ ich noch Wein?

Den süffigen Wein, am Brunnen gekühlt, für den Gast,
sie grübelt, ob dem Rabbi Wein überhaupt passt?
Sie schneidet, hackt, rührt, würzt, sie rennt hin und her.
Jesus zu dienen, macht ihr Freude, ist ihr eine Ehr’.

Sie plant, sie sorgt sich, sie kommt ins Schwitzen,
das Essen gelingt, jetzt noch den Tisch herrichten.
Wo ist denn wieder Maria, die Schwester, die Kleine?
Das darf doch nicht wahr sein! Sitzt bei Jesu Beine!

Maria hat alles vergessen, hört die Worte des Meisters.
Sie lauscht selig, und alles scheint viel, viel leichter.
Kein Rennen, Sorgen, Mühen, nur Freude und Lachen!
Kein Wunder!“, denkt Martha, „die muss nichts schaffen!

Ich sorg‘ für den Rabbi und renn mir den Herzbännel ab,
koch‘ ein tolles Menü und bin die ganze Zeit auf Trapp!
Wirklich rein gar nichts tut Maria, die ist ja so faul!
So reißt Martha die Hutschnur, geht ab ihr der Gaul.

Mit rotem Kopf und Wut, spricht Martha Jesus an:
„Das ist doch nicht fair, sag doch was, o Mann!
Maria, spielt die Dame, legt die Hände in den Schoß.
Macht es sich bequem, hört zu und lächelt bloß.

Sag du ihr endlich, dass das so nicht geht!
Vielleicht kapiert sie es dann und versteht.
Wenn sie aufsteht und mir hilft und schafft,
haben wir das Abendessen ganz fix gemacht.“

Jesus schaut sie an, mit viel Liebe im Blick.
„Martha, Martha, du bist ganz schön geknickt
Du machst dir viele Sorgen, schaffst wie verrückt,
aber eines ist wirklich notwendig und das genügt!

Maria hat das verstanden, hat ihre Wahl getroffen.
Sie hört auf das Wort, ist für das Himmelreich offen.
Sie ist eine Jüngerin, hört, was Gott von ihr will,
ihre Hände ruhen, sie ist aufmerksam und still.“

Martha fällt der Kochlöffel aus der Hand, verstummt.
Nach der Kritik steht sie belämmert da und dumm.
Ihr Kochen, ihre Mühe, Ihre Arbeit für den Gast
scheint nichts wert zu sein, alles bloß für die Katz.

Ist das, was sie macht, kein Dienst für den Herrn?
Warum hat Jesus bloß die faule Marie so gern?
Besteht die Jüngerschaft nur in Hören und Ruh‘n?
Ja gibt es nicht genug für das Reich Gottes zu tun?

Was meint ihr, was ist eures Lebens Sinn?
Was strebst du an, wo willst du einmal hin?
Martha rackert und ackert, schafft und macht.
Maria aber ruht sich aus, chillt, hört und lacht.
Wer rastet rostet, schaffe, schaffe bis zur letzten Ruh.
Soll das dein Motto sein? Was meinst du dazu?

Sollen wir als Christen in der Nachfolge des Herrn
nicht für andere da sein und kümmern uns gern?
Wenn es keine Schaffer gäbe, nur noch Zuhörerin,
gechillte, passive Marias, macht das etwa Sinn?

Das Lob für die untätige Maria war für Calvin ein Dorn
im Auge. Er predigte gegen den Text und voller Zorn,
fand die emsige und fleißige Martha wirklich toll,
war für Würde und Wert der Arbeit des Lobes voll.

Die Leute im Dorf, das kann ich nach 17 Jahren sagen,
die meisten sind fleißig und schuften und machen.
Sie rennen und schaffen, werden ohne Arbeit „malat“.
Wenn man Hilfe braucht, dann steh‘n sie gleich parat.

Ich hör‘ Geschichten von 40 Jahre Arbeit und nie krank
von fleißigen Händen und von Sparen bei der Bank.
Wenn „de Vadder“ mal krank war, nahm er ne Freischicht.
Ob das auf Dauer wirklich gesund ist – ich weiß nicht?

Erst Arbeit im Betrieb oder Büro, dann in den Garten
die Hände brauchen Betätigung und kein Warten.
Sie brauchen Aufgaben, wollen schaffen und putzen,
nach getaner Arbeit, noch schnell füttern die „Wutze“.

Es gibt viele Marthas in Haßloch oder, was meint ihr?
Sogar ein Denkmal für‘s Schaffen steht nicht weit von hier
Der Aniliner geht, nein er rennt, ganz schnell zum Zug,
So ein richtiger Schaffer kriegt von der Arbeit nie genug.

Manch eine schuftet und klotzt wirklich ran
baut und sorgt, schafft und macht und kann
nicht mehr heraus aus Verpflichtung und Zwang
Ist ein Sklave ihrer Arbeit ein Leben lang.

Was meint ihr, was ist eures Lebens Sinn?
Was strebst du an, wo willst du einmal hin?
Martha rackert und ackert, schafft und macht.
Maria aber ruht sich aus, chillt, hört und lacht.
Wer rastet rostet, schaffe, schaffe bis zur letzten Ruh.
Soll das dein Motto sein? Was meinst du dazu?

Jetzt geht’s aber los, mit der Kritik an Arbeit und Fleiß
Was ist das für eine Predigt, das ist doch eher… äh Mist.
Gibt‘s heute nicht zu viele, die nur ihr Vergnügen
Party feiern, rumhängen und play station lieben?

Machen es sich nicht manche zu leicht und bequem?
Morgens kein Wecker, nicht aufstehen: wie angenehm!
Ohne Arbeit und Rhythmus, bleibt der Mensch da gesund?
Oder lebt er mit Scheuklappen vor sich hin wie ein Hund?

Und all die Ehrenamtlichen in Kirchen und Vereinen,
die für andere da sind, sich einsetzten und keinen,
fast keinen übersehen, motivieren und reden.
Muss es nicht solche fleißige Marthas geben?

Braucht der Ewige uns nicht als Partner und Helfer?
Denn der Herrgott macht ja wirklich nicht alles selber.
Nein, er will als Bundespartner Männer und Frauen;
die mit ihm eine gerechte und gütige Welt bauen.

Die helfen und schaffen, zupacken, sorgen und dienen,
Solche Frauen und Männer muss man einfach lieben,
Sie leben doch auch in der Nachfolge des Herrn
Hat Jesus Christus helfende Hände nicht gern?

Und was ist mit den Konfis, den Schülern, der Jugend,
ist Mühe, Fleiß für die Schule nicht länger ne Tugend?
Von nichts kommt nichts, sagen wir hier in der Pfalz.
Denk ich an die faule Marie, krieg‘ ich so einen Hals!

Jesus sagt aber nicht: Martha, was du tust ist echt Mist.
Aber er spürt: Sorgen haben bei ihr zu viel Gewicht.
Er will vom falschen Sorgen befreien –  Martha und uns;
Wenn wir wahres Leben wählen, das ist große Kunst.

Er spricht zärtlich zu ihr, voller Liebe und versteht,
dass Martha Mühe, Sorgen und Dienen gewählt.
Er wertet Arbeit nicht ab, aber Marias Teil
ist besser, denn aus Gottes Wort kommt Heil.

Es fehlt Freiheit, wo man nur noch schafft und macht,
vielleicht ist das der Sinn von Karneval und Fasnacht!
Wir dürfen einmal anders sein, eine neue Rolle probieren.
So ein Rollentausch, kann zur Nachdenklichkeit führen.

An Fasching, dürfen die Fleißigen faul sein und lachen
und die Gechillten sollen mal anpacken und schaffen.
Wir sagen unseren Sorgen, Ade und gut Nacht.
Und vertrauen darauf, dass Gott alles gut macht.

An den tollen Tagen geschieht vieles ohne Sinn und Zweck
die Narren sind los und durch die Straßen läuft der Jeck
Zum Leben gehören Lachen, Feiern und Sorglosigkeit
Aber auch freie Zeit, Erholung und Barmherzigkeit.

Was meint ihr, was ist eures Lebens Sinn?
Was strebst du an, wo willst du einmal hin?
Martha rackert und ackert, schafft und macht.
Maria aber ruht sich aus, chillt, hört und lacht.
Wer rastet rostet, schaffe, schaffe bis zur letzten Ruh.
Soll das dein Motto sein? Was meinst du dazu?

Jesus meint, unser Höchstes Gebot hienieden
heißt: Gott und seinen Nächsten herzlich lieben.
Die meisten Frauen und selbst wir Männer wissen,
was mein lieber Nächster keinesfalls darf missen.

Gott, den Herrn zu lieben, ist dagegen schwer!
Das war’s schon immer, heutzutage eher mehr.
Unsichtbar ist Gott und manchen ist er fremd.
Wie kann man lieben, was man nicht mal kennt?

Maria kann mir zeigen, sie macht es uns vor.
Denn sie tut nichts, ist einfach ganz und gar Ohr.
Sie hört auf die Stimme Jesu, sie hört auf das Wort,
wie kann ich‘s lernen und finden, an welchem Ort?

Jesus läuft nicht durch die Pfalz von Haus zu Haus.
Um ihm zu begegnen, ihn zu hören, aber braucht’s,
ein Haus und andere Menschen und sein Wort.
Das finden wir in der Bibel – an keinem andern Ort.

Wenn wir miteinander Gott feiern und loben,
dann zeigen wir unsere Liebe, dem da oben.
In der Kirche, wenn wir auf Jesu Worte lauschen
mit anderen sprechen und darüber austauschen,

dann können wir ihm begegnen hier und heute,
alleine oder zusammen mit anderen Leuten.
Dann ist er mir wichtig, ich liebe meinen Gott.
Bin ihm verbunden, nicht erst, wenn groß die Not.

Am Aschermittwoch beginnen Wochen des Fastens
Vielleicht ist das die Gelegenheit, dem Hasten
und Rennen und Sorgen eine Pause zu gönnen.
Wär das was? Denn dann, o Christ, gewönnen

wir neuen Freiraum und Zeit für wahres Leben
wirkliches Leben, ja tatsächlich, das soll‘s geben.
Leben das nicht hin und her springt und purzelt,
sondern hoffnungsvoll tief in Gottes Liebe wurzelt.

Leben, das aufschnauft und atmet ganz frei,
wärst du da nicht selber ganz gerne dabei?
Erlöst und fröhlich, dankbar und heiter.
Gottes Geist führt uns ein paar Schritte weiter.

Was meint ihr, was ist eures Lebens Sinn?
Was strebst du an, wo willst du einmal hin?
Martha rackert und ackert, schafft und macht.
Maria aber ruht sich aus, chillt, hört und lacht.
Wer rastet rostet, schaffe, schaffe bis zur letzten Ruh.
Soll das dein Motto sein? Was meinst du dazu?

Keiner lebt ewig, irgendwann kommt das große Muss,
kommt der Tod, ist auf Erden einmal Schluss.
Welche Überschrift wird es dann bei mir geben?
Etwa: Arbeit war sein oder ihr ganzes Leben?

Was ist, wenn ich ohne Arbeit oder krank bin?
Macht das Leben ohne Schaffen dann noch Sinn?
Man fühlt sich überflüssig oder nichts mehr wert.
Ohne Schaffen scheint alles nur noch verkehrt.

Wir können mit Maria lernen, dass zum Leben
auch empfangen gehört, nicht nur immer geben.
Wir brauchen Zeit zum Ruhen und zum Fest,
dass man Gott einen guten Mann sein lässt.

Maria und Martha diese beiden Schwestern
sind höchst aktuell und gar nicht von gestern.
Beide zusammen machen es im Leben richtig,
von ihnen können wir lernen, was ist wichtig.

Im Leben von jedem Mann und von jeder Frau
braucht es Maria und Martha – ja beide,  genau!
Zeit zum Arbeiten, für andere da sein, schaffen und tun
Zeit um das Wort Gottes zu hören, erholen und ruh’n.

Denn wir können nicht nur schaffen und geben,
auch empfangen gehört zu einem guten Leben.
Hört diese Worte, denn nur eines ist wirklich Not:
lieben und vertrauen, dem Herrn unserem Gott.

Dieses Vertrauen zeigt sich, wenn ich nicht nur schaff,
racker und renn, sorg, schuft und maloch wie ein Aff‘,
sondern Gott die Ehre gebe und einfach nichts tu.
Glauben zeigt sich auch in Sorglosigkeit und Ruh.

Was meint ihr, was ist eures Lebens Sinn?
Was strebst du an, wo willst du einmal hin?
Martha rackert und ackert, schafft und macht.
Maria aber ruht sich aus, chillt, hört und lacht.
Kleine und große Schwester zeigen uns
Geben und Empfangen, das ist die Kunst.
Amen.

Dr. Friedrich Schmidt-Roscher, Jahrgang 1962
Seit 2007 Gemeindepfarrer in Haßloch/Pfalz

E-Mail: fr.schmidt-roscher@gmx.de