
Lukas 12,12-21
1.Sonntag nach Trinitatis | 02.06.24 | Lk 12,12-21 (dänische Perikopenordnung) | Anne-Marie Nybo Mehlsen |
Geiz, Geldgier und Überfluss sind nicht gut für den Menschen. Das tägliche Bad von Dagobert Duck in seinem Geld ist geistlos, und Dagobert macht sich lächerlich, wenn von seinem Reichtum nur Sorgen und Ärger hat. Er ist geizig und gierig bis hin zum Grotesken, und deshalb lachen wir über ihn. Er ist ja aber auch nur eine Comic-Figur – und das macht es uns leicht, zugleich über uns selbst zu lachen und über unsere kleinen Träume von unendlichem Reichtum und großem Gewinn. Im Traum vom großen Gewinn verwechseln wir einen Augenblick Überfluss mit Freiheit. Wenn wir gefragt werden, wofür wir den großen Gewinn verwenden werden, so werden viele erst von ihm austeilen und sich dann in Sorglosigkeit oder vielleicht auf eine Reise begeben, damit wir uns nicht in all dem Luxus langweilen werden.
Der reiche Bauer, von dem Jesus erzählt, will seine Lebensversicherung in große neue Scheunen investieren und dann seine Frühpension genießen. Wer träumt nicht in einem unbeobachteten Augenblick davon?
Wir sammeln uns gerne Schätze, nicht nur materielle Schätze in Gütern und Gold, sondern auch in weicheren Werten.
Oft verwechseln wir das, was wir angesammelt haben, mit Freiheit, so als sei das eine Art Vermögen, das in Leben eingetauscht werden kann.
Soll denn das Leben gekauft werden? Kann das Leben gekauft werden? Soll man mit Gott handeln oder verhandeln?
Wenn das so ist, dann wären wir nichts anderes als kleine Schachfiguren, die nicht wissen, wann wir vom Brett genommen werden! Das zeugt von einem furchtbaren Gottesbild und einer deprimierenden Lebensanschauung in dem, was viele von uns täglich mit Wohlstand und gutem Leben verwechseln …
Wir denken besser von Gott und dem Leben, das Gott uns schenkt, hört also, was Jesus gesagt hat:
„Das Leben eines Menschen hängt nicht von dem ab, was er besitzt, selbst wenn er im Überfluss lebt“.
Der reiche Bauer mit dem Plan, große Scheunen zu bauen, ist mit seiner materiellen Sicherheit nicht reich bei Gott.
Aber was bedeutet es, reich bei Gott zu sein? Wie soll man sich einen Schatz, einen Reichtum bei ihm sammeln, der nicht eine Handelsware ist, eine zusammengepresste Kiste aus Verdienst und Wohlwollen?
Gott lässt sich nicht kaufen oder bestechen – nicht mit Geld und materiellem Wohlstand und auch nicht mit Tugenden und guten Werken.
Auch wenn Menschen das hin und wieder versuchen. Weil sie glauben, dass Gott doch die Frommen am liebsten hat. Oder glauben wir vielleicht, dass wir nur geliebt werden können, wenn wir es verdienen.?
Aber Liebe und Leben soll und kann man nicht kaufen. Das Leben eines Menschen hängt nicht von dem ab, was er besitzt.
Das Leben eines Menschen hängt von Gott ab. Wir sind schon reich bei Gott.
Unser Schatz heißt Christus. Er überschüttet uns mit der Liebe Gottes – völlig umsonst!
Gott gibt uns in Jesus sich selbst ohne Vorbehalt, geht bis an die äußersten Grenzen, hält nicht ein, schreckt kein Risiko und kalkuliert nicht mit Verlusten. Jesus erträgt den Schmerz, treu, geduldig. Er stellt uns mitten in die Herrlichkeit des Reiches Gottes und sagt, wir sind die betrauten Erben, die geliebten Kinder.
Wenn du von großen Scheunen und prächtigen Wohnungen träumst, dann schau dich um in den hellen Sälen im Margengrauen und im Sonnenuntergang: Siehe! Die Sonnenstrahlen, Gold, Edelsteine und Diamanten. Siehe! Der Engel des Lichts, der täglich sowohl Herr und Bettler küsst, den Greis und das Kind, so dass der Blick strahlt und die Liebe strahlt!
Mitten in all der Schönheit und dem Reichtum stehen wir und haben unendlich viel von uns zu geben. Deine Lieben und Angehörigen brauchen deinen Blick, das Werk deiner Hände heute wieder. Der noch Fremde braucht, das Ihr einander als Nächste begegnet, in menschlicher Gemeinschaft.
Liebe und die Forderung, sie anderen zu geben, das ist dein und mein Erbe. Unsere Aufgabe in Bezug auf das Erbe ist, dass wir der Furcht trotzen, zu verlieren, und angeben, dass wir statt dessen darauf vertrauen, dass Lebenskraft, die in Liebe verschenkt ist, nie verspielt ist und nie verloren ist.
Ob das Leben dann arm oder reich ist, beschwerlich oder leicht, kurz oder lang, es ist unschätzbar und ewig.
Jede kleine Tat der Liebe gibt Frucht und Ernte in der Ewigkeit Gottes, und jede Träne, jeden Schmerz nimmt er auf. Gott sammelt das auf, was verloren und zerbrochen war – das ist alles vereint mit dem vollkommen Ewigen. Das ist dein und mein Reichtum bei Gott. Amen.
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Pastorin Anne-Marie Nybo Mehlsen
DK 4930 Maribo
Email: amnm(at)km.dk