Lukas 6,36-42

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Dank Jesu Balken im Strömungssog über Wasser sein | 4. S. n. T. | 13.07.25 | Lukas 6,36-42 | Markus Kreis |

Der Meister schürzt fragend seine Lippen, kneift seine Augen zusammen und schüttelt leicht den Kopf. Wieso ist der eben aus der Besprechung rausgerannt? Dieser Vorarbeiter, mit dem er seit kurzem zusammen arbeitet – wie mit den anderen Kapos auch, weil die Werksleitung jüngst so viele Leute in der Produktion ausgetauscht hat. Deswegen lädt er die Neuen öfter zur Besprechung ein – damit die langsam kapieren, wie der Hase hier so läuft. Der eine da ist ihm aber auch gleich aufgefallen. Hat sich gleich zweimal von den neu Angelernten die Butter vom Brot nehmen lassen. Einmal hat er denen an der Stanze einen Vortrag über flinke Hände und Finger im Umgang mit Werkzeug und Material gehalten – und am Ende wohl mit etwas zu viel Abstand und zu großspurig in deren Runde geguckt. Woraufhin ihm einer der Angelernten aus dem Nichts im Bogen eine Zange vor den Bauch geworfen hat. Und die hat er, statt sie zu fangen, fallen gelassen. Gelächter rundum. War schon frech von dem Werfer. Eigentlich hätte ich den in den Senkel stellen sollen, aber vor lauter lauter musste ich selbst grinsen und mitlachen. Ein anderes Mal wollte dieser Typ einen Angelernten aus der Kurzpause wieder reinholen. Aber der weigerte sich partout, ihm zu folgen. Denn er hatte gerade eine Tablette oder so ein Heilsäftchen zu sich genommen, und das wollte er noch ein bisschen sacken lassen. Alles Zureden und Drohen des Vorarbeiters nützte nichts. Und der schaute erst recht verblüfft, als ein anderer Angelernter aus der Werkhalle zwecks Kurzpause dazu kam und anbot einzuspringen, für den Kollegen, auf die eigene Kurzpause zu verzichten. So kann das nicht weiter gehen. Ich hab ihm in der Besprechung gesagt, dass die Angelernten die Pause beenden müssen, wenn er das ansagt. Was er denn machen solle, hat er mich gefragt. Na, er müsse halt schauen, dass sie ihm folgen, wenn er sie zu etwas anweise, hab ich ihm gesagt. Und jetzt, als es gerade privat geworden ist und einige Vorarbeiter von sich erzählen und einander nach ihrem Leben fragen, da steht dieser Typ plötzlich auf und rennt raus! Was für ein Kerl, hoffentlich läuft der bald auf Spur, sonst…!

Der Mensch muss andere bewerten! Denn er ist grundlegend unfähig, Bewertungen zu unterlassen. Diese Behauptung ist fragwürdig. Obgleich ein Satz, der im Raum der Kirche öfter mal geäußert wird: dass der Mensch nicht nicht richten kann, also urteilen muss. Und man beruft sich dabei auf Genesis 2. Da wird geschildert, dass der Mensch sich Früchte vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse einverleibt hat. Entgegen der Anweisung Gottes, der das ihm ausdrücklich untersagt hatte. Jetzt sind wir sozusagen verdammt zum Bewerten. Seit Menschen fast pausenlos im Internet unterwegs sind und Daumen hoch und runter vergeben, da scheint der Gedanke erst recht plausibel.

Wenn das tatsächlich der Fall wäre, dass der Mensch andere zwangsläufig bewerten muss, was würde das bedeuten? Das würde doch heißen: Diese Sünde, die mit dem Naschen ins Leben getreten ist, die ist immer noch voll in Amt und Macht und Würden. Und das ganz unberührt und ungestört von der Tatsache, dass Gott uns in Jesus Erlösung zugespielt hat. Dass wir Jesus sei Dank Freiheit von dieser Sünde gefunden haben und finden. Und also auch Freiheit vom Bewerten müssen. So gesehen ist es unmöglich, dass wir auf immer dazu verdammt sind: Mitmenschen laufend zu bewerten.

Ein Mensch muss also auch anders können. Er kann das Bewerten und Richten unterlassen. Er kann das dauernde Urteilen aus dem Kopf kriegen. In und aus einem Gleichmut, wie ihn vielleicht auch der Buddhismus kennt. Dem Mitmenschen nicht nur Schlimmes, sondern zugleich  auch Gutes zutrauen. Wohlgemerkt beides! Den anderen in all seinen guten und schlimmen Möglichkeiten und Grenzen erschauen. So kann ein Mensch seinen Blick frei schwebend auf Mitmenschen richten und in dieser Schwebe halten, ohne immer gleich zu übel gesinnt zu sein. Oder auch zu wohlwollend. Denn selbstredend gilt das auch für die andere Richtung. Mensch kann voreingenommen gut über einen anderen urteilen. Und damit daneben liegen, weil es um den anderen in Wirklichkeit ziemlich schlecht bestellt ist.

Damit sie mich richtig verstehen: Im Leben der Menschen nimmt Urteilen und Bewerten einen wichtigen Platz ein. Und Menschen bewerten und richten in der Welt so, dass es Gott gefällt. Es gibt gerechte Urteile. Zum Beispiel wie das erfinderische Urteil, mit dem Salomo den Streit von zwei Frauen beendete. Einen Streit darum, wer die wahre Mutter eines Säuglings gewesen ist. Die Frage stellte sich, weil beide Frauen im selben dunklen Raum des Nachts frisch entbunden und abgenabelt haben, des Morgens jedoch nur ein Baby noch am Leben war. Und es gibt Auswüchse menschlicher Justiz, die Gott äußerst missfallen. Auch davon berichtet die Bibel: Die Selbstjustiz, die König David am Gatten von Bathsheba übt, um seinen Ehebruch mit der Gattin seines Generals per Mord zu überdecken. Oder auch die Flucht der Apostel Paulus und Petrus aus ihrem Verlies jeweils. Gott richtet das mal mit Hilfe eines Erdbebens aus, mal mit Hilfe eines unbekannten Dritten.

Recht geht leider mit Unrecht einher. Aber was wäre unser Leben ohne Ärzte, Richter, Bankberater, Ingenieure oder Lehrkräfte? Alles Berufe, die in ihrem Fachgebiet und auf ihre Art Urteile fällen und entsprechend dann etwas Bestimmtes tun oder unterlassen. So urteilt ein Ingenieur im Bauwesen vielleicht so: Wenn man die Brücke im Sumpf so und so baut, dann hält die stand, obwohl der Untergrund so schwammig und weitläufig ist und oft Tornados im Gebiet auftreten. Und als ob wir Menschen gleich wie Gott um die Fehlbarkeit unserer Urteile wüssten: Es liegt uns sehr am Herzen, die Vorgänge hier ganz genau zu betrachten und zu prüfen. Zum einen schaut man sich den Beurteiler an, prüft seine Ausbildung und Fähigkeit. Zum anderen schaut man auf die einzelnen Schritte seiner Tätigkeit und prüft, ob sein Urteil mit der Wirklichkeit harmoniert. Oder ob das wahre Leben sich als etwas anders herausstellt als in dessen Urteil behauptet. Folglich können oder müssen Urteile eines Gerichts revidiert werden, Richter mit Weg weisenden Urteilen steigen die Sprossen der Karriereleiter hinauf. Ein Bauingenieur kann für eine Konstruktion, die sehr fehlerhaft ist, entlassen oder verklagt werden. Oder bei Erfolg größere Projekte kriegen. Wer als Bankberater zu viel Gewinn in Aussicht stellt, der wird Kunden, die ihm vertrauen, bald los sein statt neue zu gewinnen. Und auch Noten und Sätze von Lehrkräften über Schüler sind angreifbar und können nach oben oder unten von Amts wegen korrigiert werden. Und bei all diesen Berufen schauen und prüfen wir: Berücksichtigen die Fachprofis etwas, das für das Fachwissen und das sich daraus ergebende Urteil und Tun überflüssig ist. Sind sie ohne sachliche Notwendigkeit in die eine oder andere Richtung voreingenommen? Vorverurteilen sie ohne Not und sachlichen Grund? Deshalb verhält es sich so: Richter können befangen sein und deswegen belangt oder ausgetauscht werden. Ingenieure bestochen und deswegen verklagt, Lehrkräfte dürfen Geschenke nur im Wert von bis zu fünf Euro annehmen; einige messen trotzdem mit zweierlei Maß. Sie begünstigen entweder ihren Liebling. Oder sie drücken dem Missliebigen eine rein, selbst wenn der ihnen mal mit Recht dagegen hält. So was hat jeder schon mitgekriegt und sich darüber geärgert oder hat sogar dagegen Schritte unternommen. Gerade also bei Leuten, deren Beruf aus Bewerten und Urteilen besteht – da legen wir Wert darauf, dass sie jedes sachfremde Teil aus ihrem Urteil ausschließen und und aus ihrem Tun und Lassen. Das ist eben auch eine Art, sachfremdes Bewerten zu unterlassen, in freier Schwebe angemessen zu urteilen.

Das tatsächlich zu können – sich einer Bewertung zu enthalten – das wäre vielen auch im Privatleben manchmal ganz lieb und recht. Dann nämlich, wenn die Umstände einen zwingen, jemand anderen zu bewerten. Aus freien Stücken bewerten, das tun wir zuweilen gerne. Gerade letztens haben meine Schüler sich laut und intensiv darüber ausgetauscht, welchen Fußballer sie warum besonders blöd finden und welchen sie besonders mögen: Joshua Kimmich oder Leroy Sane! Aber durch andere dazu bedrängt zu werden! Das gefällt meistens weniger. Dass missfällt vor allen Dingen in diesem Fall: Wenn einer sich gezwungen sieht, einen Mitmenschen schlecht zu bewerten, dessen Widerhall er befürchtet, weil er irgendwie abhängig von diesen ist. In solchen Umständen würde man am liebsten überhören, dass das eigene Gewissen einen anruft. Vielleicht kennen sie das aus der Straßenbahn. Warum hören oder schauen so viele Leute weg, wenn ein Fahrgast einen anderen blöd anmacht, schwer beleidigt oder gar körperlich angeht oder angreift? Weil sie sich gezwungen sehen, moralisch Stellung zu nehmen. Und wie lautet das Urteil der Widerwilligen? Der andere ist böse, klaro! Das ebenso wichtige Urteil lautet, dass sie ihre Schwachheit erkennen müssen. Sie fühlen sich ängstlich, sie glauben zu versagen, wenn es hart auf hart kommt. Zu wenig gewieft im Reden und Zuhören, wenn Streit in der Luft liegt oder ausgebrochen ist. Geistig und physisch zu wenig trainiert, um unter solchen Umständen gut zu reagieren oder gar die Initiative zu ergreifen.

Jeder soll barmherzig sein – denn es fällt auf einen selber zurück, wenn er ohne Erbarmen über andere urteilt. Wer einen anderen als rücksichtslos und dominant verurteilt, dessen eigenes Gewissen flüstert ihm automatisch im Gegenzug ein: Vor lauter wenn und aber kommst Du kaum aus den Puschen und versagst. Diese Umkehrung passiert ganz sicher unbewusst. Und drängt auch an die Oberfläche. Aber um das Flüstern des Gewissens vor sich zu verbergen, hört oder sieht man eben lieber weg. Oder man gibt danach lauthals anderen die Schuld, dem Täter, den übrigen Fahrgästen, der Polizei usw. Da spürt man doch gleich, dass man das Lenkrad wieder in der Hand hat. Wer es aber schafft, sich angesichts so einer Lage eines Urteils zu enthalten, der kann zu Recht mit sich selbst barmherzig sein. Er sieht die eigenen guten und schlimmen Möglichkeiten darin und deren Grenzen. Der sieht: Zivilcourage oder Notwehr ist ein Recht statt einer Pflicht. Ich kann, ich muss aber nicht einschreiten, schon gar nicht, wenn ich mich selbst in Gefahr bringe. Für mich gibt es Stellvertreter. Die kennen sich mit solchen Situationen aus und können gut damit umgehen, besser als ich. Egal, wenn andere mich für schwach halten, für mich ist das ok so, bei anderen Gelegenheiten weiß ich mich ja schon durchzusetzen. Vielleicht buche ich mal ein paar Kurse, in denen ich lerne, mit dieser Art von Stress besser umzugehen. Wer es schafft, sich angesichts dieser Lage eines Urteils zu enthalten, der sieht auch beim Gegner die guten und schlimmen Möglichkeiten und deren Grenzen. Das Karma wird sich melden, wie die jungen Leute heute oft sagen. Das Recht des Stärkeren! Es wird immer einen geben, der besser ist als der aktuelle Champion. Entweder erwischt ihn die Polizei. Oder er trifft auf einen, der geistig oder physisch überlegen ist und ihn in die Schranken weist. Vielleicht hat er beim Aufwachsen selber immer Zwang und Gewalt abgekriegt. Wurden ihm die Grenzen arg eng gezogen. So arg, dass er das Leben nur aushält, wenn er sich grenzenlos fühlt. Woran ein sterblicher Mensch im Leben zwangsläufig scheitern muss.

Liebst Du mich? Auch hier kann sich Mensch gezwungen sehen, einen Mitmenschen zu bewerten. Vielleicht leider anders, als der vermutlich hören will. Und deshalb befürchtet der Befragte, dass der Fragende infolge seiner Antwort oder Ausflucht zum Endgegner wird. Das ist alles andere als eine leichte Sache. Wenn einem diese Frage gestellt wird, dann hilft nur eins. Stelle diese Frage am besten zuerst Gott. Denn der antwortet dir spontan, ehrlich und ohne Ausflüchte: Ja, ich stehe zu Dir, egal wie du geraten bist. Dann geht sich das auch mit deiner Antwort aus, wenn einer dir diese Frage stellt, und zwar egal, was Du entgegnest. Amen.

Lukas 6, 36-42

Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist. Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.

Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch zumessen.

Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis: Kann denn ein Blinder einem Blinden den Weg weisen? Werden sie nicht alle beide in die Grube fallen? Ein Jünger steht nicht über dem Meister; wer aber alles gelernt hat, der ist wie sein Meister.

Was siehst du den Splitter in deines Bruders Auge, aber den Balken im eigenen Auge nimmst du nicht wahr? Wie kannst du sagen zu deinem Bruder: Halt still, Bruder, ich will dir den Splitter aus deinem Auge ziehen, und du siehst selbst nicht den Balken in deinem Auge? Du Heuchler, zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, danach kannst du sehen und den Splitter aus deines Bruders Auge ziehen.

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Markus Kreis

Neckarpromenade 17

D-68167 Mannheim

kreis@wvss-mannheim.de

Manchmal unbewusst, manchmal bewusst: Wir bewerten Mitmenschen. Manchmal gerne und manchmal eher widerstrebend. Denn wie man in den Wald hinein singt, so schallt es heraus. Wenn wir jemand schlecht bewerten, droht die Gefahr, dass es der uns heimzahlt. Vor allem, wenn der mächtiger ist als wir. Ausnahme, wenn der nix oder nur sehr wenig mit unserem Leben zu tun hat.

Freigiebig sind wir allzu gerne mit unserem Urteil über andere und reden uns da oft den Mund fuselig. Aber nachgiebig?

Der Meister schürzt fragend seine Lippen, kneift seine Augen zu und schüttelt leicht den Kopf. Wieso ist der eben aus der Besprechung rausgerannt? Ein Vorarbeiter, mit dem er seit kurzem zusammen arbeitet – wie mit den anderen Kapos auch, weil die Werksleitung jüngst so viele Leute in der Produktion ausgetauscht hat. Deswegen lädt er die Neuen zur Besprechung ein, damit sie langsam kapieren, wie der Hase hier so läuft. Dieser eine ist ihm aber auch gleich aufgefallen. Hat sich schon zweimal von den neu Angelernten die Butter vom Brot nehmen lassen. Einmal hat er denen an der Stanze einen Vortrag über flinke Hände und Finger im Umgang mit Werkzeug und Material gehalten und am Ende wohl mit etwas zu viel Abstand und zu großspurig in deren Runde geguckt. Woraufhin ihm einer der Angelernten aus dem Nichts im Bogen eine Zange vor den Bauch geworfen hat. Und die hat er, statt sie zu fangen, fallen gelassen. Gelächter rundum. War schon frech von dem Werfer, eigentlich hätte ich den in den Senkel stellen sollen, aber vor lauter lauter musste ich selbst grinsen und mitlachen. Ein anderes Mal wollte er einen Angelernten von einer Kurzpause wieder reinholen. Aber der weigerte sich partout, ihm zu folgen. Denn er hatte gerade eine Tablette oder ein Heilsäftchen zu sich genommen, was er noch kurz sacken lassen wollte. Alles Zureden und Drohen des Kapos nützte nichts. Und der schaute erst recht verblüfft, als ein anderer Angelernter aus der Werkhalle zwecks Kurzpause dazu kam und anbot, für den Kollegen einzuspringen und auf die eigene Kurzpause zu verzichten. So kann das nicht weiter gehen. Und ich hab ihm in der Besprechung gesagt, dass die Angelernten die Pause beenden müssen, wenn er das ansagt. „Was er denn machen solle, hat er mich gefragt. Na, er müsse halt schauen, dass sie ihm folgen, wenn er sie zu etwas anweise, hab ich ihm gesagt. Und jetzt, als es gerade privat geworden ist und einige Vorarbeiter von sich erzählen und einander nach ihrem Leben fragen, da steht der plötzlich auf und rennt raus! Was für ein Kerl, hoffentlich läuft der bald auf Spur, sonst…!

Szenenwechsel. Kommen wir zu nachgiebigen Urteilen. Ein Holzschiff in einem schweren Sturm. Die Mannschaft ist komplett auf Deck und kämpft ums Überleben. Die Segel gerissen, ein Mast angeknickt, der Sc hiffsbauch ein Spielzeug der Wellen, die sich gegen ihn werfen, ihn hin und her schwanken und stöhnen lassen. Unten im Schiffsrumpf neben der Ladung ein Passagier, Holzklasse sozusagen. Der Käpt´n steigt runter, um zu schauen, was seinen armen Schiffsgast da so umtreibt. Ihm verschlägt es die Sprache. Offenbar nichts, denkt er, und beugt sich zu ihm, er lebt, aber er liegt da und schläft quasi überm Kiel. Vielleicht hat er es geschafft ohnmächtig zu werden oder zu schlafen, um wenigstens unbewusst vom Leben in den Tod zu kommen. Kurz kommt ihm in den Sinn, ihn unsanft zu wecken und zwecks Mithilfe nach oben an Deck zu zitieren. Dann kommt er weniger als is mir Piep-egal-Typ bei der Mannschaft rüber, falls wir das hier doch überleben. Aber halt! Hat er beim Einschiffen als seine Herkunft doch eine Gegend im Gebirge angegeben. Da kann ich ja gleich ein Pferd zum Eselhüten anstellen. Das bringt dann eher nix ausser noch mehr Durcheinander auf Deck. Aber wecken werd´ ich ihn schon. So viel Solidarität mit der Gruppe muss sein. Vielleicht hat er was drauf, womit er auf seine Art uns Mut machen kann – singen oder so. Dann käme er für den Fall der Fälle auch weniger als Außenseiter bei meinen Leuten an.

Oben an Deck haben die Schiffsleute inzwischen den Kampf eingestellt. Und das hätten sie auch, wenn ihr Käpt´n oben bei ihnen gewesen wäre statt zum Passagier nach unten zu verschwinden. Ein komischer Kerl, dieser Typ. Wenn er für die Überfahrt nicht bezahlt hätte, würde man ihn für einen blinden Passagier oder wenigstens für einen Schiffstramper halten. Ob der Chef dem Beine macht, dass er hochkommt? Oder gar mithilft? Würde wahrscheinlich nur blöd im Weg rumstehen vor lauter Angst. Na, ist jetzt eh egal. Oder doch nicht? Sie waren als Mannschaft schon lange zusammen und haben auf See sehr viel mitgemacht und überstanden. Aber das hier? Ausgerechnet jetzt und warum sie? Es ist wie verhext. Einerseits wissen sie, der Neue kann nur sehr wenig für den Wandel des Wetters und das vermehrte Aufkommen sehr schlimmer Stürme an ihrem Fleck der Weltkugel. Nur genauso wenig oder viel wie sie selbst mit ihrem Leben. Aber in der Not frisst der Teufel Fliegen und rechnet mit deren Milliarden. Die bekanntlich kaum irren können, wenn sie mehr von dem ihren fressen. Und blitzschnell ist mal nur so zum Probier´n auf dem Handy die Astrologie-App angetippt, dann die Funktion Karten legen, die Menschen den Zeichen zuordnen und schon ist es klar: Der Neue hat das uns vielleicht doch irgendwie eingebrockt! Ah, da kommt der Käpt´n mit dem aus der Luke. Neugierig schauen sie den beiden entgegen.

Doch weder der Käpt´n noch der Schiffsgast rühren sich und sagen was. Das gibt es doch nicht, dass die so ruhig bleiben, obwohl es hier so zugeht. Also ergreifen die Schiffsleute die Initiative. Du, sag mal, erzähl uns mal aus Deinem Leben! Aus welchem Staatsgebiet kommst Du? Was bist Du für ein Landsmann? Was sind die wichtigsten Etappen Deines Lebens? Mit welchem Beruf verdienst Du Dein Geld? Hast Du ein Hobby? Verheiratet? Und Kinder? Was macht das schlimme Unwetter mit Dir? Was werden sie mit seinen Antworten machen? Sehr wörtlich nehmen und ihn lynchen? Sie umdeuten und ihn über Bord springen lassen? Die Fragen prasseln auf ihn ein wie die Gischt des Seewassers. Lebensbeichte. Ein Neustart im Leben stand ihm bevor, was sicher kaum ein Zuckerschlecken geworden wäre. Aber mittels einer Flucht aufs alte Leben beharren, um dann mit vollen Segeln in die Katastrophe zu fahren, wow, was für eine Wendung. Letztendlich hängt er hier im Auge des Sturms genauso drin wie sie. Matrosen flüchten ja mindestens vor dem Festland. Wenn man so will hat der bloße Zufall sie zusammen geführt. Und dann. Ist es ein Anfall von Lebensverdruss? Der Grünschnabel meldet sich für eine Art Himmelfahrtskommando. Mit dieser Aktion in der Takelage/Steuerruder,Kielschwert ist das Schiff dann vielleicht ein wenig zu manövrier´n im Sturm. Außer ihm traut und meldet sich niemand. Ist der Typ vielleicht doch eine Art Seeteufel, der sich verkleidet zu ihnen aufs Schiff geschlichen hat? Trotzdem, dafür lässt man keinen blutigen Anfänger ran. Auch wenn er irgendwie komisch und fremd zugleich rüber kommt. Also die langen Ruder raus ins Wasser, die stabilisieren vielleicht schon ein wenig wie mini Ausleger. Und dann pullen, was das Zeug hält. Das Unwetter ist zu gewaltig, auch das nützt nichts. Also auf, Kommando fertig los, der Freiwillige vor zur Himmelfahrt, die Aktion misslingt, er fällt kopfüber in die brausenden Wellen und versinkt. Das kriegen wir jetzt erst recht Heim gezahlt, dass wir das zugelassen haben, dass der Kerl dabei sterben musste. Nun sind auch wir garantiert dem Untergang geweiht. Stoßgebete. Das Ende der Geschichte ist bekannt und das Motiv wird neu aufgenommen bei Pinocchio oder Moby Dick.

Jesus fordert auf, über Menschen frei- und nachgiebig zu urteilen. Das kostet natürlich eine Menge Energie, Bequemlichkeit und Vorherrschaft, so man denn welche innen hat. Jesus verspricht, dass wir dabei auf unsere Kosten kommen. Die werden nicht nur einfach wieder eingespielt, die werden sogar vielfach und im Übermaß Payback bekommen. Einen Menschen nachgiebig beurteilen, das heisst nicht nur nicht lasch sein, das kann auch dazu führen, recht unnachgiebig und bestimmt mit dem umzuspringen. Denn ein nachgiebiges Urteil bezieht ein, in welchem Leben die Person wandelt, um die es geht. Und kann dann besser mit ihr umgehen. entgegnen/begegnen. Sie zu neuem Leben und verhalten animieren/heraus rufen. Jeder Forscher behandelt seinen Gegenstand aus der Natur nachgiebig. Lernt ihn immer besser kennen. Lernt, was an Stabilem zu ihn gehört, und was veränderlich ist. Dringt tiefer in deren Verästelung ein. Erkennt und korrigiert Fehler im Wissensschatz. Und das alles in einem Rahmen mit bestimmten Einflüssen. Ja, die Urteile entwickeln sich so weit, dass man sogar den Rahmen erweitern kann und zu neuen Kenntnissen und Querverweisen kommt.

Der ganz große Rahmen allerdings, das ist etwas, das uns fragwürdig bleibt. Obwohl es eigentlich klar ist. Glücksspirale

Teufelskreis oder Glücksspirale

Nachgiebig über Gott urteilen

Freigiebig/nachgiebig vernichtend urteilen statt das Gute im werden zu ersehen, entstehend/erschaffend/hervorlockend, konstruktiv ermunternd aufbauend

Freigiebig? Nachgiebig! urteilen über Mitmensch, heisst nicht ein nachgiebiger Charakter zu sein, Schiffsleute Jona…

Nachgiebig urteilen über Gott

Gebt Verluste, macht Schulden investiert, verzichtet auf Dominanz?

Die Endlichkeit/Begrenztheit eigener Macht zu rechter Zeit zu erkennen – bringt/erhält Punktestand Krösus…

Komplement zu Teufelskreis im Deutschen? Marktwirtschaft/Kapitalismus. Wenn es läuft, dann läuft es! (Vergebungs-) – Glücksspirale#Willkür statt Gottes Vorsehung, Spirale des Zwangs oder der Gewalt, Empörung (jurist.- moralisch, medial) Kohlhaas, Richter Adam

Urteil über Gottesnähe, not jurist.! Wie Gott sein müssen, ohne es zu können, §§#Notbehelf

Der Mann, der schneller lügt als sein Schatten! Dank Intelligenz

Jona/blinder afro Passagier auf Schiff bei Sturm während Überfahrt des mare nostrum