
Matthäus 10,24-31
7.søndag efter trinitatis | 14.07.24 | Mt 10,24-31 (dänische Perikopenordnung) | Lasse Rødsgaard Lauesen |
Was ist das wert?
In einer Stube, in der ich oft als Kind war, war eine feine Standuhr. Kein Kind durfte sich ihr nähern, denn man denke nur, wenn etwas passierte. Sie wurde immer sorgsam von Staub abgewischt und aufgezogen, und jede Stunde konnte ihre Glocke die Gäste veranlassen, das Gespräch zu unterbrechen und andächtig zuzuhören. Oft wurde darüber gesprochen, wer die feine Uhr einmal erben und für die nächste Generation erhalten dürfte. Als die Uhr vererbt werden sollte, bestellte man einen Fachmann, der ihren Wert feststellen sollte. Und zur Überraschung aller sagte er: So etwas ist nichts mehr wert, und er fügte hinzu: Es ist eine Frage, ob ihr jemanden dazu überreden könnt, sie freiwillig zu holen, ihr könnt auch die Müllabfuhr fragen. So reden wir vom Wert, der kann steigen und fallen, je nach dem, was andere darin sehen. Was ist das wert? Diese Frage beziehen wir in der Tat auf alle Aspekte des Lebens und können sie so einordnen. Die Frage ist ökonomischem Denken entnommen und kann alles betreffen von denen, die wir lieben, bis zum Sonderangebot in einem Geschäft. Also: Was ist das wert? Arbeit, Familie, Freundschaften und Erbstücke.
Jesus predigt gegen diese Auffassung und predigt von dem, was festen Wert hat. Das tut er auch heute, wo wir ihn sagen hören: Verkauft man nicht zwei Sperlinge für einen Groschen? Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater. Bei euch aber sind sogar die Haare auf dem Haupt alle gezählt. Man beachte, dass der Wert von Vögeln und uns nicht von dem kommt, was du oder andere dem beimessen, sondern von Gott selbst. Jesus predigt gegen den Marktwert und sagt, dass der Mensch einen Wert an sich hat. Der Mensch ist nämlich im Bilde Gottes geschaffen und hat deshalb einen unendlich hohen Wert. Denn Jesus hält daran fest, dass sowohl du als auch dein Nächster einen unendlich großen Wert haben, der nicht etwas zu verdanken ist, das ihr verdient habt.
Das bedeutet, ganz gleich wie wertlos oder destruktiv sich dein Nächster verhält oder wie du den Wert deines Nächsten einschätzt, so hält das Evangelium daran fest, dass eben dieser Mensch einen Wert hat. Und deshalb sollen sie im Hinblick auf diesen Wert behandelt werden. Hier muss ich fast zwangsläufig denken, dass dieses Projekt ja scheitern muss. Und die Antwort muss sein: Ja, das ging schief und geht schief, an den Wert eines jeden Menschen zu glauben, aber es geht auch gut. Jesus redete den Menschen an im Zöllner, in Sündern und gewöhnlichen Kaufleuten. Der Mensch, der sich im Dasein nach dem Maßstab bewähren will, was der Markt vorschreibt, hat einen Wert. Unser Wert begegnet in Jesus etwas, was bleibenden Wert hat. Denn Jesus lehrt uns, dass man nicht mit Gott verhandeln kann, er hält fest an dem Wert, dem er dir zumisst. Auch daran, dass das, was wir tun, nicht unseren Wert erhöht, sondern dem Nächsten Wert beimisst. Jesus war ein Meister der Nächstenliebe, wir anderen fallen natürlich immer wieder durch. Deshalb ist das auch keine Siegespredigt, die wir heute hören, sondern eine Verheißung, dass Gott mit dir ist, wenn du fällst. Denn es wird uns zwar nicht so ergehen wie dem Meister, aber es wird schon gehen. Denn Gott sorgt für all das, was wir nicht können. Gott sorgt selbst für all das, was wir nicht wissen, auch wieviel Haare wir auf dem Kopf haben. Eine Zahl, die für den, der uns liebt, mehr wert ist als der Wert, den wir uns selbst zuschreiben. Und darauf können wir nur antworten: Was ist das doch wert, glauben dass man geliebt ist und sein Leben in diesem Lichte leben statt nach einer Skala von eins bis zehn, das verdient es, ans Licht zu kommen und von den Dächern gepredigt zu werden. Amen.
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Pastor Lasse Rødsgaard Lauesen,
Paarup kirke
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