Matthäus 16,13–16

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Pfingstmontag | 09. Juni 2025 | Mt 16,13–16 | Suse Günther |

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen. AMEN

Mt 16,13-16

Jesus kam in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: „wer sagen die Leute, dass der Menschensohn sei? Sie sprachen: Einige sagen, Du seist Johannes der Täufer, andere Du seist Elia, wieder andere Du seist Jeremia oder einer der Propheten.“

Er fragte sie: „wer sagt denn Ihr, dass ich sei?“ Da antwortete Simon Petrus und sprach: „Du bist Christus, der Sohn Gottes“.

Gott gib uns ein Herz für Dein Wort und nun ein Wort für unser Herz. AMEN

Liebe Gemeinde!

Raten Sie mal, wie viele evangelische Christen zu unsrer Gemeinde Mimbach-Webenheim-Böckweiler gehören?

Nun, ich verrate es Ihnen:

Insgesamt knapp 1200. Dabei hat den größten Anteil Webenheim mit gut 500 Mitgliedern. Gefolgt von Mimbach mit knapp 400. Und Böckweiler mit 300.

Ganz ehrlich: In Webenheim und Mimbach sind das Wenige für so traditionsreiche evangelische Gemeinden. Man erkennt es ja an der Größe der Kirchen, die hier gebaut wurden und offensichtlich auch gebraucht wurden.

Die Zahl der Austritte hält sich glücklicherweise in Grenzen in allen Orten. Wie kommen dann also die geringen Zahlen? Nun deshalb, weil die Leute erst gar nicht mehr eintreten.

Während es noch vor einer Generation selbstverständlich war, seine Kinder taufen zu lassen, ist es das heute nicht mehr. Es ist nicht mehr wichtig. Man macht sich an dieser Stelle keine Gedanken mehr.

Nun könnten Sie mir ja antworten: Dann sind Sie, Frau Günther, bei uns aber an der falschen Stelle. Wir machen uns ja Gedanken. Wir sind ja da. Sind sogar ehrenamtlich im Einsatz.

Aber nun ja, so ist das halt. Die anderen kann man nicht fragen. Die, die nicht da sind. So ging es Jesus damals auch. Die anderen konnte er nicht fragen. Also hat er seine Leute gefragt. Die, die immer da sind. Die ehrenamtlich im Einsatz sind.

Er wollte sich Klarheit verschaffen, indem er fragte: Wie steht Ihr zu mir, wie steht Ihr zu unserer gemeinsamen Sache?

Nun ist es ja so, dass wir uns da auch heute noch gerne etwas herauswinden. Gar zu fromm, wollen wir nicht rüberkommen. Niemanden abschrecken auch.

Auch die Jünger wollten sich nicht festlegen. Erst einmal redeten sie sich heraus, indem die berichteten, was die Leute so sagen. Erst einmal blieben sie auf neutralem Boden und nannten Namen, die allen bekannt waren, die also nicht in Frage zu stellen waren.

Die Propheten kannte ja schließlich jeder. Jeremia, Elia. Auch Johannes der Täufer, der in der Wüste gelebt hatte, dort getauft hatte und schließlich geköpft worden war, war allen bekannt. Da konnte man ja nichts falsch machen. Könnte doch sein, dass sie wiedergeboren worden waren.

Aber Jesus lässt nicht locker. Ihn interessiert nicht, was die Leute so sagen, das weiß er selbst. Ihn interessiert, was seine Freunde über ihn denken.

Es ist Petrus, der, der immer sein Herz auf der Zunge trägt, der sofort antwortet: „Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“

Eine Hammer Antwort!

Wir kennen Petrus aus der Bibel.

Er ist der, der auf dem Wasser zu Jesus läuft, ohne zu merken, dass er auf dem Wasser geht. Und der dann sofort untergeht, als er darüber nachdenkt, was er da tut. Er ist der, der zu Jesus sagt: „ich werde Dich niemals verraten.“ Und der ihn dann gleich dreimal verrät in der Nacht, als Jesus festgenommen wird. Petrus ist der, der dem römischen Soldaten, der Jesus festnehmen will, das Ohr abschlägt und sich dann sagen lassen muss: „wer das Schwert zieht, der wird mit dem Schwert umkommen.“ Petrus ist der, der sich an Ostern fürchtet und erst einmal die Frauen vorgehen lässt ans Grab.

Er ist aber auch der, der an Pfingsten die große Rede hält, bei der er sich zum Gespött macht, weil die Zuhörer denken, er sei betrunken. Die Rede, in deren Folge sich laut biblischem Bericht 3000 Leute taufen ließen.

Petrus ist der, der immer da ist. Wenn er sich auch manchmal versteckt.

Wir kennen solche Leute, die erst einmal handeln. Und dann nachdenken.

Das ist das Schöne an den biblischen Berichten. Es ist da von Menschen die Rede, die aus unserem Umfeld stammen könnten. Menschen wie Du und ich. Sie mögen damals noch nicht in ihr Smartphone geschaut haben und nicht mit dem Auto gefahren sein. Aber sie hatten ähnliche Charaktere wie wir heute, wir können uns darin wieder finden.

Was würden wir heute sagen, wenn wir gefragt würden:

„was haltet Ihr von Jesus? Wer glaubt Ihr, dass er ist? Was bedeutet er Euch“?

Würden Sie in der Öffentlichkeit das so sagen können? Jesus ist der Christus, er ist Gottes Sohn. Er ist mir wichtig in meinem Leben, auch heute noch?

Wir sprechen es im Glaubensbekenntnis ab und zu nach:

„Ich glaube an Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, unseren Herrn.“ Aber dabei kann man sich ja hinter der Menge derer verstecken, die das dann auch sagt. Aber heute? In unsren durch Zuzug immer größer werdenden Dörfern, in denen immer weniger Menschen sich als Christen, als Christinnen bezeichnen?

Auch hierin ist es hilfreich, die biblischen Figuren, die uns vorausgegangen sind, näher zu betrachten.

Petrus hat das offenbar so gesagt, ganz unverblümt: „Jesus, Du bist der Christus, der Gesalbte, der Sohn Gottes.“

Und er hat das offenbar auch so gesagt, gleich dreimal: „diesen Menschen kenn ich gar nicht.“

Es gab auch im Leben des Petrus, der als Märtyrer starb, Höhen und Tiefen. Zeiten, in denen er Jesus näher war und Zeiten, in denen er ihm ferner war.

Auch bei uns gibt es Zeiten, wo wir uns sehr sicher sind, wo wir uns Jesus nahe fühlen und das so sagen können: „Ich glaube an ihn.“ Und wieder Zeiten, wo der Glaube an Jesus keine Rolle für uns spielt. Und Zeiten, in denen wir ihn gerne verstecken möchten.

Es gibt viele Momente auf dem Weg unseres Lebens, immer wieder neue Entscheidungen auch. Aber, auch das können wir von Petrus lernen: Wir können immer wieder umkehren und immer wieder neu anfangen. Wir können zu den Höhen und Tiefen unseres Weges stehen. Wir können in unsren Glauben hineinwachsen, Schritt für Schritt. Wie ein Kleid, das uns anfangs noch etwas zu groß erscheint, aber dann auf einmal passt, wie für uns gemacht.

Was also würden wir sagen, wenn uns jemand anspricht und solche Fragen stellt: „Glaubst Du an Gott? In unserer Zeit? Ist das nicht zu altmodisch, ist das nicht längst überholt? Haben wir das noch nötig? Wie kann man sich nur in so einer alten Institution wie der Kirche noch engagieren und auch noch Geld bezahlen? Was hat man denn davon? Sonntags habe ich doch ganz andere Dinge zu tun. Was bringt Dir das denn? Warum glaubst Du?“

Keine Sorge, Sie müssen mir nicht auf diese Fragen antworten. Es geht eher darum, sich ab und zu selbst einmal Gedanken zu machen im Fluss der Zeit.

Wenn Christus heute vor uns stünde und uns fragen würde: „Wer glaubst Du, dass ich bin?“ Hätten wir da etwas zu sagen? Oder würden wir vielleicht den Spieß lieber umdrehen und unsere eigenen Fragen stellen:

„Jesus, wie können wir erkennen, dass Du der Christus bist? Wo handelst Du in unserm Leben?“

So viel kann ich hier und heute Ihnen jedenfalls sagen:

Ich glaube an einen Christus, dem ich diese Fragen stellen darf. An einen Christus, der die Verbindung herstellt zwischen Gott und Mensch. An einen, der mich als Menschen ernst nimmt auf den vielen Stationen meines Lebens. An einen, der damit umgehen kann, dass ich mich einmal sicherer fühle. Und beim nächsten Mal wieder Fragen habe.

Aber ist das nicht eine gute Ausgangsbasis, zu glauben, dass ich Jesus diese Fragen stellen kann? Weil er derjenige ist, der die Antwort darauf weiß?

AMEN


Suse Günther