Matthäus 16,18-19

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„Tu es Petrus.“ | Pfingstmontag | 09.06.2025 | Mt 16,18-19 | Hansjörg Biener |

Bevor ich den Predigttext vorlese, lassen Sie uns kurz in Gedanken verreisen. Es geht nach Rom. Auch wer noch nie in Rom war, weiß sicher etwas über „die ewige Stadt“ [auch im Folgenden die Anführungszeichen mitsprechen/anzeigen]. Das mächtige Kolosseum, das Marsfeld, das Forum Romanum mit Thermen, Tempeln, Theatern und vielen anderem sind steinerne Zeugen der römischen Antike. Rom ist die Stadt der Päpste und reichen Familien: Petersdom, Museen, Palazzos. Oder sollte man besser Palazzi sagen? Und wer schon in Rom war, war sicher am Trevi-Brunnen, wo man Münzen einwirft, um Glück zu haben, oder an der Spanischen Treppe, wo früher die Jugend ihr Glück genossen hat. Dolce Vita: Eis, Pizza und Caffè – alles ein bisschen teurer, aber im Urlaub lässt man auch mal fünfe gerade sein.

Warum die Rom-Reise? Der heutige Predigttext führt uns in den Vatikan. Ich werde heute von Päpsten reden und vom Petersdom und von Anliegen der Reformation. Vielleicht erinnern Sie sich an die Bilder, die vor einigen Wochen um die Welt gingen: Vor sieben Wochen sprach Papst Franziskus mit letzter Stimme den Ostersegen Urbi et Orbi; vor vier Wochen wurde Papst Leo gewählt und wendete sich erstmals mit demselben Segen an die Gläubigen in Rom und der Welt. Die Fernsehbilder zeigten uns nicht nur die Feierlichkeiten auf dem menschengefüllten Petersplatz, sondern auch den mächtigen Petersdom im Hintergrund. Die Kuppel des Petersdoms ist das größte freitragende Ziegelbauwerk der Welt. Die Besonderheit, auf die ich hinauswill, ist aber innen. Wer von innen in die Kuppel blickt, wird dort den heutigen Predigttext finden. In zwei Meter hohen Buchstaben sind im Kuppelring Worte aus dem Matthäus-Evangelium verewigt: „Tu es Petrus et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam, et tibi dabo claves regni caelorum.“ (https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:SanPietroTuEsPetrus-SteO153.jpg) Aus der Kirchensprache übersetzt: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen und […] ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben.“

Predigttext

Ich habe gerade für die Übersetzung die katholische Einheitsübersetzung benutzt. In der Luther-Bibel lautet der heutige Predigttext so:

18 Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde [!] bauen, […]. 19 Ich will dir die Schlüssel des Himmelreichs geben: Was du auf Erden binden wirst, soll auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, soll auch im Himmel gelöst sein. (Mt 16,18–19 Luther-Bibel)

Sie haben den Unterschied sicher gehört: „Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche [!] bauen.“ So die katholische Übersetzung. Schon Martin Luther übersetzte 1522 statt Kirche Gemeinde (https://www.deutschestextarchiv.de/book/view/luther_septembertestament_1522?p=40). Die meisten evangelischen Bibelübersetzungen sind Luther gefolgt und bevorzugen Gemeinde (Luther 2017, Gute Nachricht, Elberfelder, Menge, Neue Genfer, Neues Leben usw. Ausnahme Zürcher: Kirche). Gemeinde – das Wort hat etwas von Nähe und Gemeinschaft, von Kindergruppe, Jugendkreis, Frauenfrühstück usw. Kirche – das klingt nach Institution, Hierarchie und Kirchensteuer. Aus der Kirche kann man austreten. Gemeinde – das ist etwas, was man nach einem Umzug vermisst, wenn man „früher“ in einer „guten Gemeinde“ war und „heute“ keinen Anschluss mehr findet.

Noch eine kurze Erklärung zum „Binden und Lösen in Himmel und Erde“. Man hat das auf die Beichte und die Vergebung der Sünden bezogen, weshalb Petrus in der christlichen Kunst immer mit einem Schlüssel dargestellt wird. Wenn man auf den historischen Sprachgebrauch schaut, ging es wohl um das entscheidende Urteil in religiösen Fragen. Beides werden wir im Hinterkopf behalten.

Und mitten hinein in die Kontroverse

Du bist Petrus, und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen. Wir wissen nun: Das Felsenwort Mt 16,18 ist ein wichtig für das Verständnis der römisch-katholischen Kirche. Zugleich sind wir damit mittendrin in alten Auseinandersetzungen zwischen katholisch und evangelisch. Petrus als Fundament der Kirche? „Nein!“ wird der bibelkundige Protestant sagen. Heißt es nicht in der Bibel: „Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ (1. Kor 3,11). Wenn es heißen würde „Petrus-Felsen vs. Jesus-Fundament“, dann geht Jesus sicher vor. Im Übrigen: „Auch Päpste können irren!“ Das hat Martin Luther 1519 gesagt.

Was sollen wir nun tun? Die traditionelle („konfessionelle“) Variante wäre: Wir entscheiden uns für eines der beiden Bibelworte. Dann schreibt die römisch-katholische Kirche eben das Petrus-Felsenwort in riesigen Buchstaben in den Petersdom. Und die Protestanten fordern „kein anderes Evangelium“ (Gal 1,7) als das von Jesus. Jesus ist das Fundament des Glaubens und der Gemeinde! Nicht Petrus und seine Nachfolger auf dem Stuhl Petri! Aber wir spielen keinen Bibelskat, wo ein Bibelwort das andere übertrumpfen könnte. Beide Aussagen sind biblisch. So bleibt uns nur die „ökumenische“ Variante. Wir müssen fragen: Haben vielleicht beide Worte recht? Und wenn ja, wo? Ich werde also zuerst fragen: Wo hat das Felsenwort Mt 16,18 Recht? Dann werde ich nach dem Recht von 1. Kor 3,11 fragen. Und zuletzt werde ich zeigen müssen, wie beides zusammenstimmen kann.

Petrus – der Felsen, auf dem die Kirche aufbaut

Petrus ist ein Lebens- und Auferstehungszeuge Jesu. Damit hat er vielen etwas voraus, auch vielen in der ersten Christenheit und uns sowieso. Zusammen mit den anderen Jüngern in Jerusalem war Petrus eine zentrale Autorität, die auch in die Nachbarschaft von Israel reichte. Man muss also gute Gründe haben, wenn man Petrus challengen will. Schon Paulus hat das zu spüren bekommen. Er war kein Jünger der ersten Stunde. Deshalb wurde er von Teilen der ersten Christenheit nicht als echter Apostel akzeptiert, obwohl Paulus das für sich beanspruchte. Noch mehr: Man hat seiner Theologie nicht getraut. Am Ende hat man sich zusammengerauft und schiedlich-friedlich getrennt: Paulus bekam den Auftrag zur Mission unter den Völkern, während sich die Jerusalemer Apostel um Israel kümmern wollten.

Petrus war wichtig, aber keineswegs so allein, dass er der einzige Felsen war. Paulus nennt Petrus zusammen mit Jakobus und Johannes als „Säulen“ der Urgemeinde. (Gal 2,9) Auch heute führt der Papst die römisch-katholische Kirche nicht allein. Der Papst übt seine Leitungsaufgabe in Gemeinschaft mit den Bischöfen und Priestern aus. In jeder Eucharistiefeier kommt das sogar im Gebet zum Ausdruck: Wir bringen Brot und Wein „dar vor allem für deine heilige katholische Kirche in Gemeinschaft mit deinem Diener, unserem Papst N., mit unserem Bischof N. und mit allen, die Sorge tragen für den rechten, katholischen und apostolischen Glauben. Schenke deiner Kirche Frieden und Einheit, behüte und leite sie auf der ganzen Erde.“ Einheit und Leitung, das ist genau die Aufgabe des Petrus-Amts, und man muss hoffen, dass der Papst das in Gemeinschaft mit den Geistlichen und der ganzen Gemeinde tun kann.

„Aber der Papst gilt doch als unfehlbar“, könnten manche einwenden. Ganz so wie das klingt, ist es nicht. Der Papst ist auch nach katholischer Lehre nicht grundsätzlich unfehlbar. Er ist es nur dann, wenn er eine strittige Frage abschließend entscheidet, „ex cathedra“ spricht, wie es im Kirchenlatein heißt. Unfehlbarkeit bedeutet also nur, dass der Papst bei einem Streit in der Kirche das „letzte Wort“ hat. Diese Lehre wurde 1870 auf dem Ersten Vatikanischen Konzil gegen Widerstand aus dem deutschsprachigen Raum als Dogma festgelegt, aber seither nur zwei Mal beansprucht. Es können nur solche Glaubensüberzeugungen als verpflichtend erklärt werden, die nicht im Widerspruch zur Bibel und zur katholischen Tradition stehen.

Wer wissen will, wofür die römisch-katholische Kirche steht, schaut mit Recht auf den Papst. Man kann seine Predigten hören und Lehrschreiben lesen. Aber man muss immer mitwissen, dass ein Papst so redet, wie ein Papst eben reden muss. Er sieht sich als Nachfolger Petri und vieler anderer Päpste in Jahrhunderte-langer Verantwortung. Das ist in der evangelischen Kirche anders. Sie behauptet semper reformanda zu sein, „immer reformbedürftig“, was offensichtlich jeden Wandel begründen kann. „Man muss ja mit der Zeit gehen.“ Aber im Ernst: Wer weiß schon, wer „bei uns“ für die evangelische Kirche „spricht“. [Evtl. Beispiele regionalisieren: Wir könnten jetzt ein Quiz machen, wie der Präses oder die Bischöfin unserer Kirche heißt. Kennt jemand die Präses der Evangelischen Kirche in Deutschland? Oder die Präsidenten der Lutherischen, Reformierten, Methodistischen oder Baptistischen Weltbünde? Oder soll man vielleicht eher lesen, was in Denkschriften steht?] Und so gibt es das böse Wort, dass bei den Protestanten jeder Pfarrer sein eigener Papst ist. Will sagen: Der eine sagt so, der andere so, und ein dritter wieder anderes. Was soll man da jetzt denken, geschweige denn glauben. Und manchmal fragt sich die Gemeinde, ob das noch christlicher Glaube ist, was sie da hören. Angesichts dieser Verwirrungen leuchtet einem das Modell eines Bischofs von Rom wieder ein, der mit letzter Autorität sagen kann, was Sache ist.

Das bringt uns zu dem anderen Bibelwort über

Jesus – das einzige Fundament der Kirche

In der Reformationszeit haben Luther, Zwingli und andere gegen den Wildwuchs der Tradition protestiert. Sie wollten zurück zu dem, was ursprünglich gegolten hat. „Sola fide“ – „sola gratia“ – „sola scriptura“ – „solus Christus“. Vielleicht kennen Sie diese Schlagworte. „Allein aus Glauben“ werden die Menschen selig, nicht durch Werke, die die Kirche lehrt, aber womöglich nicht in der Bibel stehen. „Allein durch die Gnade Gottes“ werden die Menschen selig, und keinesfalls durch Werke, die nicht in der Bibel stehen. „Allein die Schrift“ soll nämlich gelten, denn „allein Christus“ rettet, nicht aber Maria, Anna oder all die anderen Heiligen. Vom Glauben, von Gnade, von Jesus Christus hat auch die katholische Kirche damals gesprochen, aber die Protestanten haben das etwas anders betont. Der entscheidende Unterschied war das „allein die Schrift“ als Maßstab für Lehre und Leben. Die Kritiker haben das den papiernen Papst der Protestanten genannt. Aber eigentlich ging es den Reformatoren um die Inhalte, das Evangelium von Jesus. Und jeder sollte das unverstellt selbst erforschen können. Deshalb Bibelübersetzungen, deshalb Bibeldruck, deshalb Predigt in volksnaher Sprache.

Ich habe vorhin die Luther-Bibel über den „einzigen Grund“ zitiert. Die Basis-Bibel ist unserer heutigen Sprache etwas näher: „Niemand kann ein anderes Fundament legen als das, das schon gelegt ist. Und das ist Jesus Christus.“ (1. Kor 3,11) Vielleicht schreibt Paulus das auch in Erinnerung an die Auseinandersetzungen mit Petrus und den Jerusalemer Aposteln. Das können wir nicht wissen. Aber wir wissen, woran er beim Schreiben des 1. Korinther-Briefs denkt. Paulus schreibt an eine Gemeinde, die gerade am Zerfallen ist. Nicht, weil sie vom Glauben abfiel, sondern weil sie sich über den Glauben nicht mehr einig war.

Paulus hat die Gemeinde gegründet. Aber er wollte an möglichst vielen Orten Gemeinden gründen. Das heißt: Er gründete, schob an und zog weiter. Andere mussten vor Ort übernehmen. Das darf man nicht geringschätzen. Wir kennen das auch heute aus unseren Gemeinden. Die Pfarrstelle ist vakant oder gar gestrichen worden. Gott sei Dank treten Leute hervor, die die Gemeinde zusammenhalten wollen. Manche übernehmen sogar den Predigtdienst. Sie punkten vielleicht nicht mit theologischen Kenntnissen, aber mit ihrer Lebenserfahrung als Christen und mit Einsatz und gutem Willen. Man kann den Ansatz des Paulus als basis-orientiert loben. Man muss aber dann auch wissen: Nicht nur Pfarrer können sich verirren wie oben, sondern auch Gemeinden können sich problematisch entwickeln. Und das ist offenbar in Korinth passiert.

Die einen wollen sich an Paulus halten, andere an Apollos, wieder andere halten an Jesus fest. Das zeigt immerhin: Auch bei diesen Auseinandersetzungen wusste man noch, eigentlich muss doch Jesus die Basis von allem sein. Paulus versucht das aufzunehmen. „Ich habe gepflanzt, Apollos hat begossen; aber Gott hat das Gedeihen gegeben.“ (1. Kor 3,6) So versucht er, allen ihr Recht zu geben, aber vor allem Gott die Ehre. Und deshalb will Paulus sich und sollen die anderen ebenfalls sich nicht selbst wichtiger nehmen als Jesus. Jeder soll es einfach so gut machen, wie er kann. Gemeinde geht nicht ohne Menschen und erst recht nur mit den Menschen, die man hat. Es geht nicht ohne Leute, die vorangehen. Leute wie Petrus, Paulus, Apollos. Es geht auch nicht ohne die Großmutter, die mit den Enkeln in der Kinderbibel gelesen hat, eine Gruppenleiterin, Kindergottesdienst- oder Konfi-Teamer, Religionslehrkräfte. Vielleicht, ja sogar sehr wahrscheinlich, geht es auch nicht ohne Dich. Manchmal ist es nur wichtig, dass Leute kommen, damit etwas weitergeht. Manchmal ist das Ehrenamt ermüdend, manchmal auch die Ergebnislosigkeit der Anstrengungen. Da ist dann entlastend, wenn man sich von der Bibel erinnern lässt: Nicht du bist das Fundament der Gemeinde, Jesus ist die Basis.

Komm, Heiliger Geist

Ich habe versucht, die Berechtigung des „katholischen“ Felsenworts und seiner „protestantischen“ Antwort mit Jesus darzulegen. Die Kirche braucht immer Leute, die im Glauben vorangehen. Gerne Petrus, gerne ein guter Papst, gerne ein Paulus. Auch evangelische Gemeinden brauchen Menschen mit religiöser Kompetenz und Autorität. Aber egal, wie wichtig sie sind oder wie wichtig sie sich nehmen: Auch sie brauchen Ausrichtung und gegebenenfalls Korrektur. Das leistet die Bibel, manchmal auch gegen das, was aus einer Kirche oder Gemeinde geworden ist. In der Reformationszeit hat sich das eindrucksvoll gezeigt, und auch danach immer wieder einmal in der einen oder anderen Bibelbewegung.

Unglücklicherweise gibt es zwei große Aber. Die Überzeugungskraft der Zeugen kann leiden, und die Überzeugungskraft der biblischen Botschaft von Jesus auch. Man muss das nicht groß erklären. (1) Die katholische Kirche baut auf Petrus und seine Nachfolger. Aber: Was hilft es, wenn ihre Repräsentanten keine heiligen Männer sind! „Auf Dich kann ich meine Kirche bauen…“ Man darf bezweifeln, dass Jesus das dem einen oder anderen Nachfolger Petri noch zugesagt haben würde. (2) Unglücklicherweise sind die Protestanten mit ihrer Betonung des Evangeliums von Jesus nicht besser dran. Jeder sollte sich ein eigenes Bild vom Glauben machen können. Aber: Was hilft es, wenn die Bibel nicht gelesen und Jesus nicht gehört wird. Und noch schlimmer: Es mag gut sein, dass die, die guten Willens sind, die Bibel aufschlagen, aber nicht verstehen. In beiden Fällen ist kein allzu großes konfessionelles Selbstbewusstsein mehr angebracht. Und damit kommt ins Spiel, was wir am Pfingstfest feiern.

Es ist gut, dass sich die beiden Kirchenmodelle am Ende in einer gemeinsamen Hoffnung treffen: Dass nämlich der Heilige Geist in ihnen wirkt. Der Katechismus der Katholischen Kirche ist da vielleicht ein bisschen zuversichtlicher, dass das auch in der Institution der Fall ist. Um es mit dem Katholischen Katechismus zu sagen: „Der Heilige Geist, den Christus, das Haupt [der Kirche, HjB] in seine Glieder strömen läßt, erbaut, beseelt und heiligt die Kirche. Diese ist das Sakrament der Gemeinschaft zwischen der heiligsten Dreifaltigkeit und den Menschen.“ (Katechismus der Katholischen Kirche, München u. a. 1993, S. 225 Nr. 747) Protestanten würden da sicher mehr an die zwischenmenschliche Erfahrung in der Gemeinde denken, die an und mit den biblischen Schriften lernt. Ich zitiere aus einer Veröffentlichung der Freien evangelischen Gemeinden: „Ohne den Heiligen Geist sind sie weder als lebendiges Wort Gottes zu vernehmen noch als solches auszulegen. […]  Die Inspiration umfasst somit alle biblischen Schriften und die Schrift als Ganze, sie umfasst aber auch die Leserinnen und Leser, die Ausleger wie die Gemeinden als Auslegungsgemeinschaften. Das äußere Wort der Bibel vermag nichts ohne das Wirken des Heiligen Geistes in der Gemeinde und im Menschen.“ (Gottes Wort im Menschenwort. Impuls zum Schriftverständnis, in: Christsein heute. Sonderdruck 5/2019, S. 16 https://feg.de/wp-content/uploads/2020/09/CsH_5_Sonderheft_low1.pdf)

„Du bist Petrus“ – und lass dir sagen: Um Fels zu sein, brauchst Du den Geist Gottes, der heiligt. Und Du, der Protest einlegst im Namen Jesu – erinnere dich: Es muss tatsächlich um den lebendigen Jesus gehen und nicht um einen stummen papiernen Papst.

Amen.


Dr. Hansjörg Biener (*1961) ist Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und als Religionslehrer an der Wilhelm-Löhe-Schule in Nürnberg tätig. Außerdem ist er außerplanmäßiger Professor für Religionspädagogik und Didaktik des evangelischen Religionsunterrichts an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. (Hansjoerg.Biener (at) fau.de)

Literaturhinweise

Gnilka, Joachim: Das Matthäusevangelium. Kommentar zu Kapitel 14,1-28,20 (HThK), Freiburg / Basel / Wien, Sonderausgabe, S. 46-80, bes. S. 71-80 Die Petrusverheißung in Geschichte und Gegenwart.

Katechismus der Katholischen Kirche, München u. a. 1993, zu Petrus S. 143 Nr. 441-442, S. 172-173 Nr. 551-553, S. 261 Nr. 881, zu Jesus als Fundament der Kirche S. 228 Nr. 756, zum Papst S. 260-263 Nr. 880-892 Papst.

Luz, Ulrich: Das Evangelium nach Matthäus (Mt 8-17) (EKK I/2), Zürich / Neukirchen-Vluyn, 3. Auflage 1999, S. 450-483, bes. 467-483 Exkurs: Petrus im Matthäusevangelium.

Schnackenburg, Rudolf: Matthäusevangelium (NEB 1,1), Würzburg 1985, S. 150-153, außerdem S. 11-12 Petrus und seine Bedeutung für das Mt-Ev.

Schweizer, Eduard: Das Evangelium nach Matthäus (NTD 2), Göttingen, 15. Auflage/3. Auflage einer Neubearbeitung 1981, S. 218-224.