Matthäus 20,20-28

· by predigten · in 01) Matthäus / Matthew, 13. So. n. Trinitatis, Aktuelle (de), Aus dem Dänischen, Beitragende, Bibel, Deutsch, Kapitel 20 / Chapter 20, Kasus, Neues Testament, Predigten / Sermons, Thomas Reinholdt Rasmussen

13.Sonntag nach Trinitatis | 25.08.24 | Mt 20,20-28 (dänische Perikopenordnung) | Von Thomas Reinholdt Rasmussen |

Dienen statt bedienen

Vor einiger Zeit war ich bei einem Konzert mit dem Sänger Allan Olsen hier in der Gegend, Tolne Wald-Pavillon. Dort waren wir oft in unserer Schulzeit, und auch Allan Olsen hat von diesem Ort geschrieben.

Hier begann Allan Olsen mit einem Lied über seinen Vater. Sein Vater war staats-angestellter Postbote. Man konnte deutlich hören, dass dies ehrenvoll und wesentlich war. Es war nicht nur wesentlich und ehrenvoll, Postbote zu sein, denn das ist es, aber es war auch ehrenvoll und wesentlich, im Dienst des Staates zu sein. Mann verrichtete einen Dienst, der mehr war als das, was man selbst daraus machte. Man war im Dienst. Das war für seinen Vater das Entscheidende.

In unseren Tagen sieht es danach aus, dass das Dienen nur in der Branche der Restaurants zuhause ist. Diener sein heißt die anderen bedienen. Diener sein heißt anderen untergeben sein. Dienen ist gleichbedeutend mit bedienen.

Wir scheinen in der Tat ganz den Blick dafür verlosen zu haben, dass Dienen auch bedeuten könnte in Dienst gestellt zu sein. in den Dienst des Königs, in den Dienst des Landes, des Königreichs oder vielleicht nur in den Dienst an der Gesellschaft.

In Dienst gestellt sein ist etwas anderes als bedienen.

Man denke nur an die Olympiade, die wir kürzlich miterlebt haben. Die Sportler sind da – nach eigener Aussage – für sich selbst. Nicht einer von ihnen sagt, im Dienst des Landes zu stehen, oder allein im Dienst des Sports, um ihn größer zu machen.

Wir haben vergessen, im Dienst zu stehen, haben das ersetzt durch das Bedienen, und das will keiner.

Deshalb ist es vielleicht in Wirklichkeit schwer zu verstehen, worüber Jesus zu den Jüngern spricht, wenn er davon redet, groß zu sein als jemand, der dient. Wir denken da vielleicht an einen Diener in Uniform und hören nicht die Worte darüber, dass man groß ist, weil man im Dienst für etwas Größeres steht.

Denn es besteht ein Unterschied zwischen dem, in Dienst gestellt zu sein, und bloß zu bedienen.

Jesus selbst ist in Dienst gestellt. Er ist direkt in Dienst gestellt, und dass er in Dienst gestellt ist, prägt sein ganzes Tun und Lassen. Er ist groß als der, der dient. Jesus ist in Dienst gestellt von der Liebe, die von Gott dem Vater ausgeht. Ein Dienst, der niemanden zurücklässt, sondern der vielmehr in einem größeren Dienst steht.

Und das ist es, was die anderen Jünger erzürnt. Sie sind erzürnt darüber, weil sie nur auf den Dienst sehen und nicht auf den Inhalt des Dienstes. Denn der Inhalt ist, dass man hintangestellt wird und zu nichts wird. Der Sinn ist, gemeinsam auf dieser Erde und in diesem schwierigen Leben zu existieren. Denn in den Dienst Jesu gestellt sein bedeutet, dass man nicht selbst das Zielt ist, sondern die anderen. Das heißt sich selbst zurückzunehmen, um die anderen zum eigentlichen Ziel zu machen. Denn der Dienst an sich bedeutet, dass keiner allein ist, dass alle das gemein haben, die anderen ins Zentrum zu stellen.

Für das heutige Evangelium geht es nicht um den Unterschied zwischen Macht und Dienst, wo letzteres eine mildere Form von Gegenwart ist. Das heutige Evangelium handelt nicht davon, dass Macht schlecht ist. Das heutige Evangelium handelt vielmehr von zwei Formen von Macht: Der Macht, die herrscht und niedermacht, und der Macht, die freisetzt und Menschen in das neue Reich leitet. Die Macht, die in den Dienst Gottes gestellt ist. .

Man ist in den Dienst der Liebe gestellt.

Neulich las ich etwas über Luthers Auffassung von der Taufe. Er schrieb geradezu, wenn man getauft sei, wäre es das Beste, dass man dann stürbe, denn eigentlich war für mich nichts mehr zu erstreben. Für andere dagegen ginge es um alles. Aufgabe des Getauften wäre, die Liebe zu verwirklichen. Nicht für sich selbst, sondern für die anderen. Die Taufe stellt den Getauften in den Dienst, die Liebe zu realisieren.

Und Luther hat ja Recht: Alles ist in der Taufe geschenkt, und mehr bedarf es nicht. Nun ist man von Gott in den Dienst gestellt für die Werke der Liebe.

Die Taufe ist nämlich nicht nur Fürsorge. Sie ist auch ein Dienst: Wenn wir alles bekommen haben, sollen wir auch alles geben. Du sollst leben, um die Liebe zu verwirklichen.

Das heißt es, in den Dienst gestellt sein. Und das war es, wovon Allan Olsen in einem anderen Zusammenhang sang, als er von seinem Vater als dem staatlichen Postboten sang. Daran sollen wir festhalten, wenn wir vom Dienen reden. Wenn wir darunter nur das Bedienen verstehen, dann fangen wir nicht die Pointe des Evangeliums. Dann werden wir Herren über einander. Aber es gibt nur einen Herrn, und das ist Gott selbst.

Wir sind in den Dienst gestellt. In den Dienst der Liebe. Und mehr ist dazu eigentlich nicht zu sagen, anderes als dies zu tun und zu entschuldigen, wenn es nicht gelingt.

Amen.

Bischof Thomas Reinholdt Rasmussen

Aalborg Stift, Thulebakken 1, DK-9000 Aalborg

Tlf. +45 98188088, E-mail: kmaal(at)km.dk