
Matthäus 3,2
Predigt zu Matthäus 3,2, verfasst von Anna Polckova
Liebe Brüder, liebe Schwestern,
Das Reich Gottes ist ein sehr dankbares Thema. Es scheint, dass sich die Menschen mit diesem Thema beschäftigen.
Es ist aktuell. Johannes der Täufer spricht: Tut Busse, denn das
Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Mt: 3,2
Im dreizehnten Kapitel des Evangeliums nach Matthäus redet
Jesus vom Reich Gottes in den Gleichnissen. Das Himmelreich gleicht dem
Sämann, der den guten Samen auf seinen Acker säte, oder dem
Senfkorn oder dem Sauerteig. Das Himmelreich gleicht dem Kaufmann, der
die kostbarste Perle suchte oder dem Netz, das ins Meer geworfen ist.
Jesus formuliert über Reich Gottes keine Definitionen. Er redet
sehr einfach – damit ihn alle Leute verstehen. Er verwendet keine theologische
Terminologie. Das Himmelreich beschreibt er mit verschiedenen Bildern,
analogischen Situationen, die allen Menschen vertraulich bekannt sind.
Die Fülle der Gleichnisse bietet den Raum an, verschiedene Aspekte
zu veranschaulichen. Am Ende der Rede interessiert Jesus: „Habt ihr verstanden?“ Ist
euch das klar?
Es geht Ihm darum, dass die Leute wirklich verstehen. Zum Schluss der
Gleichnissen in Mt.13 spricht er: „darum gleicht jeder Schriftgelehrte,
der ein Jünger des Himmelreiches geworden ist, einem Hausvater,
der aus dem Schatz Neues und Altes herholt.“
Es ist sehr interessant, dass sich Jesus in unserem Predigttext sowohl
an die Pharisäer als auch an die Jünger wendet. Natürlich
will Jesus auch bei uns Interesse erwecken. Verstehen wir es?
Wir möchten gerne sagen: „Jesus, auch wir haben viele Fragen. Es
würde uns Freude machen, wenn Du uns widmen könntest. Wir sind
neugierig. Auch wir warten auf die Gleichnisse und die Leute, die uns
das Himmelreich zugänglich machen können. Wir wollen verstehen.“
Es ist wichtig, die Entscheidung zu treffen – sich selbst klar zu machen,
ob wir Jesus verstehen wollen.
Wir können Fragen stellen, aber manchmal ist uns die Antwort
egal. Manchmal wird eine Frage zum Vorwurf. Und den kann man nicht beantworten.
Die Pharisäer stellen die Grundfrage: WANN kommt das Himmelreich?
WANN wandelt sich Alles zum Guten? Das ist eine uralte Frage. Der Psalmist
im 13. Psalm betet:
„Herr, wie lange willst du mich so ganz vergessen? Wie lange verbirgst
du dein Antlitz vor mir? Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele und
mich ängstigen in meinem Herzen täglich? Wie lange soll ich
mein Feind ueber mich erheben? WIE LANGE?“
Und Jesus reagiert. Wieder individuell. Er spricht jeden so an, je nach
dem – was er braucht. Er spricht erst die Pharisäer
und dann die Jünger an.
1. Die Fragen der Pharisäer sind nicht immer ganz klar. Und gar
nicht zufällig.
Man muss den Hintergrund der Erwartungen von „Gerechten“ in Jesu Zeit
kennen.
Die Pharisäer sind Leute, die sich für Gott entschieden haben
und den Willen Gottes suchten. Sie sind ehrwürdige Herren, die mit
Gott viel zu tun haben, sich mit seinem Wort beschäftigen. Sie kennen
Prophetenworte und glauben, dass Gott, der Gott Israels sich offenbart.
Wenn Jesus wahrhaftig Gottes Sohn wäre, sollte er noch mehr von
Gott wissen und sagen!
Wer von uns ist nicht wirklich neugierig, wann Gottes Reich kommt? Wem
von uns liegt nicht daran, wann Gottes Wille geschieht und er die Sachen
in Ordnung bringt? Sehnen wir uns nicht nach der Erlösung von Krankheiten
und Verurteilungen oder nach der Freiheit von den Gewissensbissen und
der Schuld und nach der Gerechtigkeit, die uns nicht zugestanden wurde?
Wer von uns sehnt sich nicht nach Gottes Segen? Auch wir, die uns bei
Gottes Wort und beim Beten treffen, um Gottes Geborgenheit zu spüren,
möchten
noch mehr erfahren und dann sagen und fragen wir mit den Pharisäer:
– Herr, du sprichst, du heilst, du gibst Kraft, aber wann kommt das
Himmelreich?-
Jesus ignoriert unsere Fragen nicht! Es kann sein, dass Er uns auf Antworten
warten lässt. Auch Momente der Stille sind sehr nützlich. Sei
dienen zur Erkennung, was und warum wir es eigentlich wissen wollen.
Es ist manchmal schwierig, Gottes Stille zu ertragen. Aber wir können
uns darauf verlassen, dass Gott uns nicht zwecklos warten lässt.
Die Antwort an Pharisäer lautet: Das Himmelreich ist mitten unter
euch.
Die Pharisäer sollen erfahren: Liebe Brüder im Kirchenamt,
im aktiven Dienst! Nicht alles kann man forschen. Ihr analysiert und
sucht nach den Informationen. Das Himmelreich kann man mit eurer wissenschaftlichen
Forschung nicht begründen. Versucht mal das Geschehen, die Umstände
und die Wunder in neuen Zusammenhängen zu sehen. Wozu stellt ihr
die Fragen? Interessiert ihr euch überhaupt für Gottes Antwort?
Oder habt ihr das Gefühl, dass es euch im Glaubensfragen alles klar
ist und sucht ihr nur nach der Bestätigung ihrer theologischen Analysen,
der Bestätigung von festgestellten moralischen Kategorien des
Guten und des Bösen?!
Das möchten wir auch eigentlich erkennen wir müssen wissen,
wie und wann wir reagieren sollen! Die Kinder in der Schule fragen: ist
dies und das Sünde…oder nicht?
Und wenn wir wie die Pharisäern bleiben, reicht uns nicht, wenn
wir erkennen, WAS Gut und Böse ist, sondern stellen fest, WER
gut und wer böse ist !? Wir wollen das klar haben.
Aber Jesus vermeidet solche Kategorisierung. Er benennt die Sünde,
aber er stellt die Sünder nicht vor das Gericht!
ER wartet damit noch. Er gibt die Möglichkeit, er gibt den Raum.
Wie viele Leute sich damit zufrieden geben würden, wenn Jesus JA
oder NEIN sagte!
Aber Jesus ist nicht gekommen die Menschen zu richten. Er ist gekommen
die Leute zu retten. Der Mensch muss im Herzen umkehren. Die Rettung
kommt nicht, wenn sich die Umstände in der Welt verändern,
sondern wenn dein Denken, Willen und Herz, lieber Mensch, umkehrt. Bei
dir, bei jedem persönlich.
Dann kommt das Himmelreich in die Welt, wenn du Jesus erlaubst, die
Antworten auf alltägliche Fragen zu geben. Das Himmelreich kommt
in deine Familie, deine Beziehungen, Lebensumstände, wenn du erlaubst,
dass Christus aus dir Gottes Kind schafft.
Die Pharisäer glauben nicht, dass das Himmelreich schon angekommen
ist. Sie werden noch warten. Sie erwarten mehr Befreiung von der römischen
Regierung, erwarten, dass Jesus das Gesetz Mose zur absoluten Geltung
bringt. Worauf richtet sich Jesus mit seiner Liebe? Die Pharisäer
werfen vor: Er relativiiert alles! Und wir wollen das klar haben.
„Wann kommt das Himmelreich? WANN?“
Jesus spricht: „Gleich, wenn ihr eure Herzen, Ohren, Augen auf haltet
dafür, was Gott unter euch schafft und wie.“
- Jesus richtet Antwort auch an seine Jüngern. Auch sie werden
daran Interesse haben.
Die Jünger sind nicht die Menschen für theologische Debatten.
Aber sie kennen Jesus. Nicht sie haben Christus gewählt, sondern
sie sind auserwählt von IHM! Die Jünger sind Leute, die wissen,
dass Herr sich für sie entschieden hat. Sie sind mit Jesus auf dem
Weg.
Sie sind nicht bloss auf die Informationen von Jesus angewiesen. Sie
sehen mit eigenen Augen. Sie sind Menschen, die Jesus bei ihren
Frustrationen ansprach, bei ihren prosaischen Aufgaben fand, aus verachteter
Lebensweise herausgerufen hat. Die Jünger sind Leute, die sich zu
neuem Lebensstil einladen ließen. Sie ahnen, dass das Leben mit
Jesus eigenartig und faszinierend ist.
Sie wollen etwas anderes vom Himmelreich hören als die Pharisäer.
Sie brauchen etwas für konkrete Situationen, für das Leben.
Aber sie sind überzeugt, dass es nicht reicht, Jesus nur zuzuhören.
Es ist nötig, Jesus zu erleben. Es ist wichtig, sich für die
Jesus Nachfolge zu entscheiden. Es ist nötig, Schritte nach vorne
zu wagen.
Jesus begleitet seine Auserwählten gern. Aber er verwöhnt
sie nicht. Er führt sie in die Realität: „Es wird die Zeit
kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohnes
und werdet ihn nicht sehen. Es werden Zeiten kommen, wenn ich mit
euch nicht mehr sein werde und vieles werdet ihr nicht gleich sehen können.
Jetzt ist Gottes Macht euch sehr nahe. Jetzt seid ihr überzeugt,
dass Gott Liebe ist, die euch aufrichtet, die Gott Mut gibt, wofür
ihr nicht traut.“
Aber es wird nicht immer so sein. Auch die Jünger müssen warten.
Und manche sagen euch: sieht, kommt her, geht hin – hier ist Christus.
Achtung, lässt euch nicht belügen! Unter Schafskleidern können
sich reißende Wölfe verstecken. Hinter den lieben Gesten verbergen
sich die Heuchler, die euch verführen und manipulieren wollen.
Vergesst nicht, was ihr gesehen, erlebt habt. Ich bin nah, in Reichweite.
Nach Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe, wirklichen Werten und nach Himmelreich
könnt ihr mich fragen. Lässt ihr euch nicht von Menschen verführen!
Folgt nicht den Menschen nach!“
Wenn der Menschensohn kommt, wird es klar sein. Dann wird ER definitive
Entscheidungen treffen.
Am Ende der Gleichnisse im Mt.13. stellt Jesus die Frage: „Habt ihr
verstanden?“
Darum, ein jeglicher Schriftgelehrter, der ein Jünger des Himmelreichs
geworden ist, gleicht einem Hausvater, der aus seinem Schatz Neues und
Altes hervorholt.“ Mt 13,52
Nicht jeder Schriftgelehrte wird zum Jünger. Es gibt Leute, die
meinen, dass Jesus ihnen nichts anzubieten hat, es gibt Leute, die sich
nicht belehren lassen. Der Mensch, dem alles klar ist, der genau weiß,
was gut und schlecht ist, der niemanden verletzt, und nach den 10 Geboten
lebt, wird schwer zum Jünger.
Aber es ist die Zeit der Gnade. Und die Gnade gibt den Raum, dass man
sich trotz der Bemühungen beschenken und lieben lässt.
Bis Jesus in Macht und Herrlichkeit wiederkommt, hast du Zeit im Dienst
des Jüngers zu stehen und in Menschen, die DIR Gott anvertraut hat,
Sehnsucht nach dem Himmelreich zu erwecken. Vergesse nicht: Der Jünger
ist Gottes Auserwählter. Er geht mit dem Herrn, stellt die Fragen,
hört die Antworten.
Lehre uns, Herr, ohne Unterlass, Dein Reich zu suchen. Und wenn Du
es zeigst, gönne auch den anderen zu zeigen, was wir
bei dir, in deinem Reich, in deiner Welt entdeckt haben. Lass es geschehen,
dass uns Deine Kraft und Gunst zur Wahrheit und zum neuen Leben täglich
motiviert. Wir brauchen Deine Gaben, um zu nehmen und zu geben. Wir wollen
in deinem Deinem Reich leben. Jetzt und für
alle Ewigkeit. Amen.
Anna Polckova
polckova@stonline.sk