Matthäus 7,15-21; Jeremias 23,16-24; Römer 8,14-17

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Was aus unserem Herzen kommt und was aus dem Munde Gottes kommt | 8. So. n. Trinitatis | 10.08.2025 | Mt 7,15-21; Jer 23,16-24; Röm 8,14-17 | Elof Westergaard |

Was aus unserem Herzen kommt und was aus dem Munde Gottes kommt

Wann spricht man aus seinem eigenen Herzen – und wann steht etwas Größeres auf dem Spiel? Und sind diese beiden – das eigene Herz und das, was groß und wahr ist, was von Gott kommt – nicht vielleicht gar keine Gegensätze?
In der biblischen Welt wird der Kontrast zwischen Gott und Welt, zwischen Licht und Finsternis manchmal scharf gezeichnet. Doch die Wirklichkeit ist oft widersprüchlicher, spannungsreicher, komplizierter.

Nehmen wir zum Beispiel den Propheten Jeremia, der in der alttestamentlichen Lesung für diesen Sonntag sagt, dass man nicht auf den Mund der Propheten hören soll – und zugleich ist er selbst ein Prophet Gottes, der dies sagt.
Können wir also dem Propheten Jeremia glauben?
Wir sollen auf die Stimmen hören, die laut werden. Aber es wird in der menschlichen Welt immer auch ein Bedürfnis nach kritischer Unterscheidung geben. Die Stimmen müssen geprüft werden.

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Der Prophet Jeremia ist ein wahrer Prophet, und er hat viel auf dem Herzen.
Jeremia unterscheidet gerade zwischen dem, was aus dem Herzen des Menschen kommt, und dem, was aus dem Mund Gottes kommt.
Was aus dem menschlichen Herzen kommt, wirkt auf uns oft authentisch – und wir denken meist positiv darüber. Aber Jeremia sagt: Es reicht nicht, dass es nur aus dem Herzen kommt. Und er hat Recht.

In einer Zeit, die zugleich sehr empfindsam und sehr hart ist, reicht es nicht aus, nur seinen Gefühlen zu folgen, auf das zu bauen, was aus dem eigenen Herzen stammt.
Es braucht einen Blick, der größer und reicher ist als der eigene – und nicht zuletzt ein Selbstverständnis, in dem ich selbst nicht Ausgangspunkt und Mittelpunkt der Welt bin.

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Das ist auch genau das, was der Apostel Paulus an diesem Sonntag in seinem Brief an die Römer so fein, kraftvoll und lebensnah formuliert:
Paulus ruft dazu auf, dass wir uns vom Geist Gottes leiten lassen. Vom Geist Gottes geführt, erkennen wir uns als Gottes Kinder; und wenn wir Gottes Kinder sind, dann sind wir auch Erben.

Es ist von großer Bedeutung, dass wir uns als Erben verstehen. Ein Erbe ist jemand, dem etwas geschenkt wurde – etwas, das behütet und bewahrt, weitergebaut und entwickelt werden soll.
Ein Kind ist zudem ein Mensch, der in Beziehung mit anderen lebt. Und wenn das Erbe uns von Gott gegeben ist (weil Gott unser Vater ist), dann öffnet sich eine große und reiche Welt dieser Gabe.
Hier lernen wir, dass es mehr gibt als das, was nur aus dem eigenen Herzen wächst.
Getrieben vom Geist Gottes, als Kind und Erbe Gottes, wird das Leben unter uns Menschen plötzlich zu einem Ort der Begegnung.
Hier begegnen sich die Herzen – Gottes Herz und das menschliche Herz; hier öffnen sich unsere Augen dafür, dass es auch andere Herzen gibt, die schlagen, andere Seelen und Gedanken, andere Perspektiven und Einsichten in dieser Welt.
Hier lernen wir: Schau auf! Schau zur Seite! Schau hinab! Du bist Teil eines lebendigen Universums.

Das Evangelium ist also voller Hoffnung, wirft Licht auf die Gegenwart und auf die kommenden Tage – und doch gilt auch weiterhin die Warnung, die Jesus heute ausspricht: Hütet euch vor den falschen Propheten!

Einen gesegneten Sonntag!


Bischof Elof Westergaard
Korsbrødregade 7, DK-6760 Ribe
Email: eve(at)km.dk