Neid – eine der sieben …

· by predigten · in 01) Matthäus / Matthew, Aktuelle (de), Aus dem Dänischen, Beitragende, Deutsch, Kapitel 20 / Chapter 20, Kasus, Letzter So. n. Epiphanias, Neues Testament, Preben Kræn Christensen, Predigten / Sermons

Neid – eine der sieben Todsünden | Matthäus 20,1-6 (dänische Perikopenordnung) | verfasst von Preben Kræn Christensen |

Neid – das ist eine der sieben Todsünden. Neid! Das kennt Ihr wohl sehr gut. Der kann einem in dem Maße in die Glieder fahren und das Denken bestimmen. Dann ist man neidisch auf das neue Auto des Nachbarn, dann beneidet man seine Freunde, die eine Reise vorhaben, dann ist man vielleicht neidisch auf den Freund, weil seine Freundin hübscher ist als die eigene. Ja, wann warst du zuletzt neidisch auf wen? Und für was?

Neid ist eine Hölle des Vergleichens, wo man sich selbst in den Mittelpunkt stellt.

Man könnte sagen, es wäre ungleich schöner, wenn man sich über das Leben anderer freuen könnte anstatt neidisch zu sein.

Im Grunde wollen wir alle mit dabei sein, dazugehören – im Weinberg sein. Lieber mit dabei sein als außen vor.

In der Erzählung von den Arbeitern im Weinberg geht es um Gerechtigkeit, um Liebe, anderen auch Raum zu geben, mit dem zufrieden sein, was man hat und nicht immer nach der anderen Seite der Hecke zu schielen und zu glauben, dass da alles grüner ist. Das ist es nicht. Ich bin da gewesen, ich komme da oft hin, auch wenn ich versuche, mit dem zufrieden zu sein, was ich habe. Wenn ich auch nicht immer glaube, dass es quid pro quo ist, also gleich verteilt.

Ich will zuerst von den Querulanten reden, die zuerst Arbeit bekamen und sicher froh und dankbar waren, dass gerade sie an diesem Tag Arbeit bekommen haben. Sie waren mit anderen Worten die Erwählten! Sie hatten Glück, und nicht so viel Glück hatten die, die zurückblieben ohne Arbeit und mit der Aussicht auf noch einen Tag ohne Einkommen. Was sollte aus ihnen werden? Das war vor der Zeit der sozialen Absicherung und Fürsorge für die Obdachlosen. Tja, allein sind wir nicht viel wert. Da ist nicht viel Zusammenhalt und Solidarität, da bringt man nicht einander ins Spiel, wie man das beim Handball tut. Wenn ich darin Recht habe, dass wir alle gerne zur Mannschaft gehören wollen, die auserwählte Mannschaft, dann ist es angebracht mit einer kleinen Ermahnung in unserer Zeit, wo es meist darum geht, sich um sich selbst zu kümmern und sich selbst in Szene zu setzen und mehr oder weniger zweifelhaften Talenten zu zeigen, was hier eigentlich gespielt wird. Alle die, die gearbeitet haben – selbst die, die nur eine Stunde im Weinberg gewesen sind, bekamen einen Denar, also dasselbe wie die, die zwölf Stunden geschuftet haben. Gerecht? Ja, niemand bekommt etwas anderes als das, was ab gemacht war. Dennoch beklagen sich die ersten, der Neid steht ihnen ins Gesicht geschrieben, und wir kennen das, ich kenne das. Und dann fragt der Herr ganz trocken: Siehst du darum scheel, weil ich so gütig bin? Und ja, mein Auge sieht scheel! Ich denke zuweilen oder vielleicht meistens an mich selbst, auch wenn ich versuche, das zu vermeiden.

Also du spielst mit in der Mannschaft oder du bist reichlich mit dir selbst beschäftigt – sorge dafür, dass du dein Schäfchen im Trockenen hast, zu den Auserwählten gehörst.

Jesus fordert uns zunächst alle auf: Geht auch ihr in meinen Weinberg. Das bedeutet; Komm herein, tue, was du kannst, habe teil an der Gemeinschaft. Willst du aber herumhängen – deine Kunst ausstellen, ohne dein Ohr abzuschneiden – willst du mit deiner pubertierenden Tochter leben, auch wenn sie das Badezimmer enteignet – willst du mit der Schuld leben und dem Gewissen, die nun einmal zu Leben gehören, und willst du die Welt in einer größeren Perspektive sehen als den ewigen Konflikten zwischen Christentum und Naturwissenschaft.

Alle sind in den Weinberg eingeladen – und jeder mit seinen Fähigkeiten. Ob früh oder spät – trete ein in das Leben und lass es sich dir öffnen statt dich in dir selbst zu verkriechen.

Als Kind bekam ich ein Mannakorn, es hat mich seitdem begleitet – ein kleiner Satz aus dem Johannesevangelium, den ich als eine Grundlage für mein Leben betrachte. Jesus sagt: Ich bin gekommen, damit ihr das Leben habt und es habt im Überfluss, so dass es überfließt und auf alle andere verschüttet wird.

Überall in unserer Welt gibt es Leute, die „auf dem Markt stehen und warten“. Junge Menschen, die ihr Leben zerstören, Rocker, die ihren Opfer Finger abschneiden, Menschen, die einen Ehepartner durch einen Verkehrsunfall verlieren und sich deswegen schuldig fühlen. Da sind Menschen, die mit Verwundungen in der Seele gelebt haben, da sind junge Menschen, die aufwachsen ohne einen Glauben an die Zukunft. Und da sind ältere Menschen, die in einem reifen Alter das Leben ganz aufgegeben haben.  Für das heutige Evangelium gibt es da eine Lösung. Nimm das Leben an – nimm das Deine, siehe nach außen und nicht auf dich selbst. Es ist nie zu spät, denn wenn man sein Leben annimmt und andere ins Spiel bringt – hat man Vergebung empfangen, Liebe, Versöhnung – einen Denar. Und so einen Denar empfangen wir beim Abendmahl, zu dem wir alle eingeladen sind.

Wenn wir von hier fortgehen, dann ist es dies, was Jesus sagt, der gekommen ist, damit wir Leben haben im Überfluss, so dass es an andere überließen kann. Dass wir uns darüber freuen können, dass wir alle denselben Lohn erhalten für unterschiedliche Arbeit. Denn es gibt Diebe genug, Zerstörer, Rocker, die nur an sich selbst denken, wenn sie stehlen, zerstören und töten. So verliert man das Leben, das wir im Überfluss haben sollen. Komm also herein, nimm den einen Denar entgegen und bringe damit andere ins Spiel und tue Gutes. Amen.

Propst Preben Kræn Christensen
DK-6710 Esbjerg V

E-Mail: pkch(at)km.dk