1 Könige 19:5-8,11-13

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1 Könige 19:5-8,11-13

Konfirmation 2007
Konfirmationspredigt 1 Könige 19:5-8,11-13 verfasst von Martin Schewe


Drei Personen möchte ich euch vorstellen, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden. Eine davon kennt ihr schon, sehr gut sogar. Warum ich sie euch trotzdem vorstellen will, erkläre ich später. Die zweite Person könntet ihr ebenfalls kennen. Sie kommt in der Bibel vor. Beginnen will ich jedoch mit Frieda. Frieda kennt ihr noch nicht. Sie geht neu in eure Klasse und stellt sich euch am besten selber vor.
„Ich heiße Frieda“, sagt sie also – zuerst ihren Namen. Das scheint selbstverständlich, ist es aber nicht. Indem Frieda zuerst ihren Namen nennt, sagt sie schon viel von sich. Denn zu einem Namen gehört immer ein Individuum mit seinen besonderen Eigenschaften. Wer einen Namen hat, ist wer: nicht irgendeine neue Mitschülerin, sondern gerade diese. Frieda eben.

Was für ein Individuum zu diesem Namen gehört, wisst ihr natürlich noch nicht. Deshalb zählt Frieda einige ihrer Eigenschaften auf: woher sie kommt – aus Harsewinkel – und welche Interessen sie hat – Reiten, Schwimmen und Umweltschutz. Frieda ist Mitglied bei Greenpeace. Für ihre Vorstellung genügt das. Frieda ist zwar noch mehr: nett, intelligent und eine sehr gute Reiterin und Schwimmerin. Aber das kann sie schlecht erwähnen; das wäre Angeberei, und eine Angeberin ist Frieda nicht. Ihre Stärken und ihre Schwächen müsst ihr herausfinden. Auch dass Frieda in Matthias verliebt ist und sich Sorgen macht, weil sie jetzt in Gütersloh die Schule besucht, während Matthias in Harsewinkel geblieben ist, geht euch einstweilen nichts an. Bitte nehmt Frieda rücksichtsvoll auf – oder Sara oder Alexander, und wer noch neu in eure Klasse kommt -, und verliert Frieda nicht aus den Augen, wenn wir uns nun als Zweitem dem Propheten Elia zuwenden. Seine Geschichte steht in der Bibel.

Ein Prophet ist einer, der Gottes Willen weitersagt. Der Prophet Elia nimmt diese Aufgabe so ernst, dass er sich deswegen mit König Ahab anlegt. Das kann nicht gutgehen. Elia muss um sein Leben fürchten und flieht in die Wüste. Dort ruht er sich unter einem Wacholderstrauch aus. Ich stelle euch Elia mit einem Abschnitt aus dem Ersten Buch Könige vor.

„Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. Und der Engel des Herrn kam zum zweitenmal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.“

Am Horeb kommt es zum Höhepunkt der Geschichte: Elias Begegnung mit Gott. Diesen Höhepunkt sparen wir uns noch einen Moment auf. Zuvor verlassen wir Elia und das Erste Buch Könige wieder und wenden uns der dritten Person zu, die ich euch vorstellen will. Die dritte Person seid ihr selber, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden.

So viel ihr nach ungefähr vierzehn Lebensjahren inzwischen über euch wisst – manche Dinge über uns selber finden wir erst dann heraus, wenn wir uns mit anderen vergleichen. Das gilt auch nach achtundzwanzig oder sechsundfünfzig Lebensjahren noch. Lasst mich euch darum so vorstellen, dass wir euch mit den beiden anderen vergleichen: Frieda, eurer neuen Mitschülerin, einerseits und dem Propheten Elia andererseits. Zunächst wieder Frieda.

Was euch mit ihr verbindet, ist ziemlich offensichtlich. Schließlich geht sie jetzt in die gleiche Klasse wie ihr. Sie wird also ebenfalls ungefähr vierzehn Jahre alt sein; und ihr habt ähnliche Interessen wie Frieda, zum Teil sogar dieselben – Reiten, Schwimmen und Umweltschutz. Frieda ist nett und intelligent. Ihr auch. Neben ihren Stärken hat sie ein paar Schwächen. Wer nicht? In Matthias seid ihr zwar nicht verliebt. Ich nehme nicht an, dass ihr Matthias aus Harsewinkel überhaupt kennt. Aber auch ihr habt eure Geheimnisse und Pläne, die einstweilen niemanden etwas angehen. Und, besonders wichtig, auch ihr habt einen Namen.

Damit kommen wir zugleich zu den Unterschieden zwischen Frieda und euch. Denn zu einem Namen gehört immer ein Individuum mit seinen besonderen Eigenschaften. „Ich heiße Frieda“, sagt Frieda zuerst, als sie sich vorstellt. Damit sagt sie, dass sie nicht irgendeine neue Mitschülerin ist, sondern gerade diese. Ebenso, wenn ihr euch vorstellt – und doch ganz anders. Erstens weil ihr euch mit einem anderen Namen vorstellt als Frieda, eurem eigenen; es sei denn, ihr wollt einen Witz machen. Und zweitens: Selbst wenn jemand anders genauso heißen sollte wie ihr – wer euch kennt, wird euch nicht mehr verwechseln. Deshalb habt ihr ja einen Namen: weil ihr wer seid, und zwar ihr selbst und niemand sonst. So groß eure Gemeinsamkeiten mit Frieda sein mögen – wichtiger ist, dass sich jede und jeder unter euch von ihr und allen anderen unterscheidet. Jede und jeder unter euch ist einmalig. Dafür steht euer Name.

Wir haben damit schon einiges über euch herausgefunden. Aber noch nicht alles, was zu eurer Vorstellung gehört. Dafür brauchen wir den Propheten Elia. Mit ihm habt ihr auf den ersten Blick nicht viel gemeinsam. Deshalb beginnen wir diesmal mit den Unterschieden. Ein Prophet ist einer, der Gottes Willen weitersagt. Elia nimmt diese Aufgabe so ernst, dass er sich deswegen mit König Ahab anlegt. Er muss um sein Leben fürchten und flieht in die Wüste. Das alles bleibt euch hoffentlich erspart. Prophet ist ein komplizierter Beruf, und Elia leidet darunter. Die Bibel erzählt, dass er am Ende seines komplizierten Lebens nicht stirbt, sondern in einem feurigen Wagen leibhaftig in den Himmel auffährt. An jedem Sederabend zu Beginn des Passafestes wartet Israel darauf, dass Elia zurückkommt, um die Erlösung anzukündigen. Doch so weit ist es in der Geschichte, die wir gehört haben, noch lange nicht. In der Geschichte legt sich der erschöpfte Prophet unter einen Wacholderstrauch und schläft sich erst einmal aus.

Was dann passiert, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, müsste euch eigentlich bekannt vorkommen. Bei allem, was euch vom Propheten Elia trennt – in diesem Punkt ergeht es ihm so wie heute euch: Elia wird konfirmiert. Denn „Konfirmation“ heißt „Stärkung“ – bei euch durch Gottes Segen, wenn ihr gleich nach vorn gerufen werdet; bei Elia etwas anders, doch auch Elia bekommt, was er im Moment am dringendsten braucht, um zu Kräften zu kommen. Ein Engel konfirmiert den Propheten. „Steh auf und iss!“, sagt der Engel zu Elia. „Und er sah sich um“, heißt es daraufhin im Ersten Buch Könige, „und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen.“ Der Engel kann warten. Wo ihr Konfirmandenunterricht hattet, bekommt Elia eine Mahlzeit und seine Ruhe. Ich wollte, der Unterricht hätte euch genauso gut getan. Dann kommt der Engel wieder. „Steh auf und iss!“, sagt er noch einmal und fügt hinzu: „Du hast einen weiten Weg vor dir.“ Diesmal ist Elia bereit – gestärkt, konfirmiert. „Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.“ Am Horeb kommt es zum Höhepunkt der Geschichte: Elias Begegnung mit Gott. Sie ist zugleich der Höhepunkt eurer Geschichte und darf nicht fehlen, wenn ich euch vorstellen will.

Mit Frieda habt ihr viel gemeinsam. Das ist gut, finde ich, denn ich stelle mir Frieda sympathisch vor. Wichtiger ist jedoch, dass ihr trotzdem anders seid als sie und alle anderen, jede und jeder unter euch einmalig. Mit dem Propheten Elia geht es uns genau umgekehrt. Mit ihm schien euch zunächst wenig zu verbinden – bis wir gemerkt haben: Elia wird konfirmiert, genau wie ihr. Manche Dinge über uns selber finden wir erst dann heraus, wenn wir uns mit anderen vergleichen. Bei Frieda kam es auf die Unterschiede an. Bei Elia sind die Gemeinsamkeiten am wichtigsten. Hören wir uns daher die Fortsetzung des Abschnitts aus dem Ersten Buch Könige an. In einer Höhle am Berg Horeb wartet Elia auf seine Begegnung mit Gott.

„Ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem Herrn her; der Herr aber war nicht im Winde. Nach dem Wind kam ein Erdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen. Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in den Eingang der Höhle.“

Drei Personen wollte ich euch vorstellen, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, vor allem euch selber. Nun zeigt sich, dass dazu noch eine vierte Person gehört: Gott, wie ihm Elia begegnet; Gott, wie er euch begegnet. Denn auch diesen Teil der Elia-Geschichte, so ungeheuerlich er klingt – wir können ihn von euch erzählen. Nicht genauso wie von Elia. Dafür ist er er und ihr seid ihr. Aber davon handelt die Geschichte ja: dass Gott uns immer anders begegnet, immer anders als erwartet. Nicht im Sturm, nicht im Erdbeben, nicht im Feuer. So würde es zu Gottes Majestät und Macht passen. Deshalb spielen der Sturm, das Erdbeben und Feuer in der Geschichte tatsächlich eine Rolle. Aber der majestätische, mächtige Gott selber kommt anders. In der Geschichte in einem stillen, sanften Sausen. Oder er kommt noch anders. Niemand weiß vorher, wie.

Doch dass er euch begegnet, darauf könnt ihr euch verlassen, spätestens seit eurer Taufe. Da hat Gott versprochen: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ Das gilt für jede und jeden unter euch und gilt für jede und jeden ganz. Wir können es uns ein letztes Mal mit Hilfe eures Namens klarzumachen versuchen. Er steht dafür, dass ihr einmalig seid. Das kommt von Gottes Versprechen, von seiner Nähe und Begleitung. Für jede und jeden ist Gott so da, als gäbe es auf der Welt nur dich.

Frieda, Elia und schließlich ihr selber. Um herauszufinden, was es mit euch auf sich hat, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, müssen wir darauf hören, wie sich die vierte Person vorstellt: auf den majestätischen, mächtigen Gott und seine Menschenfreundlichkeit.


Pfarrer Dr. Martin Schewe
Evangelisch Stiftisches Gymnasium
Feldstraße 13
33330 Gütersloh
E-Mail: marschewe@yahoo.de

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