Kolosser 2,3.6-10

Kolosser 2,3.6-10

Mit wem wir stehen und gehen | Christfest I | 25.12.2022 | Kol. 2,3.6-10 | Suse Günther |

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen. AMEN

In Jesus Christus liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis…Wie Ihr nun den Herrn Jesus Christus angenommen habt, so lebt auch in ihm und seid in ihm verwurzelt und gegründet und fest im Glauben wie Ihr gelehrt worden seid und seid reichlich dankbar. Seht zu, dass Euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf die Mächte der Welt und nicht auf Christus. Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig. Und an dieser Fülle habt Ihr teil in ihm, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.

Gott, gib uns ein Herz für Dein Wort und nun ein Wort für unser Herz. AMEN

Predigt

Liebe Gemeinde!

Die allerersten Verse des ersten Psalms beginnen wie folgt:

Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen,

noch tritt auf dem Weg der Sünder,

noch sitzt wo die Spötter sitzen,

sondern hat seine Lust am Gesetz des Herrn

und sinnt über sein Gesetz Tag und Nacht.

Der ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen,

der seine Frucht bringt zu seiner Zeit

und seine Blätter verwelken nicht.

Und was er tut, das gerät ihm wohl.

150 Psalmen gibt es, Gebete, die jedem jüdischen Gläubigen von Kindheit an in Fleisch und Blut übergegangen sind.

Gepflanzt und gegründet wie ein Baum an Wasserbächen, ein Bild, das auch uns anspricht, umso mehr die Menschen, die in wasserarmen Gegenden des vorderen Orients leben. Bäume, verwurzelt und gegründet, man sieht sie selten in Israel, sie fallen auf, sind etwas Besonderes. Verwurzelt und fest verankert sein, man möchte es auch selbst. Zur Zeit Jesu, als Israel Spielball verschiedener Nationen war. Und zu unserer Zeit heute, wo aus allen Richtungen bedrohliche Nachrichten auf uns einprasseln und wir oft nicht wissen, was wir von alle dem glauben können. Woran wir uns halten können.

Selbst fest stehen können in den Stürmen der eigenen Zeit, das möchten wir, das wollten die Menschen in der Zeit nach Jesu Tod, als der Kolosserbrief geschrieben wurde. Der Apostel ermuntert die ersten Christen dazu, an Jesus festzuhalten, sich nicht verunsichern zu lassen durch Philosophien und Götter der griechischen und römischen Weltmächte. Kolossae liegt in Griechenland, diese Gemeinde dürfte also bestens vertraut gewesen sein mit der griechischen Götterwelt. Der Apostel ermuntert dazu, an Jesus festzuhalten, am einen Sohn Gottes, in dem alle Weisheit und Erkenntnis ist und der folglich alle die verschiedenen Gottheiten, Zuständigkeiten und Streitigkeiten auf dem griechischen Olymp überflüssig macht.

All das ist 2000 Jahre her, heute kommen wir selbst uns manchmal vor wie ein Spielball der Weltmächte. Ich staune immer wieder, wie sehr die alten biblischen Worte mich in meiner aktuellen Zeit ansprechen. Wie zeitlos sie sind. Wie sehr die Botschaften über Jahrhunderte hinweg Kraft auch in unsere Unsicherheit tragen.

Weihnachten führt uns zurück zu unseren eigenen Wurzeln, zu unseren Anfängen als Christen, zu dem, was uns hält und trägt. Es führt uns zurück zu Jesus, auf dessen Spuren wir bis heute unterwegs sind. Weihnachten lässt uns innehalten und der Frage nachgehen: Wo komme ich her? Und: Wo möchte ich hin?

Weihnachten führt uns sogar noch weiter zurück. Unsere Wurzeln reichen weiter als ins Jahr Null. Denn auch Jesus hat Wurzeln. Andere sind vor ihm gegangen. Maria und Josef haben sich auf den Weg gemacht nach Bethlehem, so haben wir es gestern Abend gehört, weil sie dort in die Volkszählung aufgenommen werden sollten. Bethlehem deshalb, weil Josefs Familie von dort stammte. Oder, um es in altem Lutherdeutsch zu sagen: „Darum, weil er aus dem Hause und Geschlechte Davids war.“ So weit lassen uns biblische Erzähler mit Jesus zurückgehen: Bis zu König David.

Damit soll natürlich einerseits gesagt werden: Jesus ist der König, auf den wir warten. Aber auch diese Botschaft ist für uns wichtig: Wir sind nicht wahllos in die Welt geworfen. Wir haben eine Geschichte mit den Menschen und mit Gott. Wir haben Wurzeln.

Diese Wurzeln gehen weit zurück hinter die Geburt Jesu, so die biblische Botschaft.

Sie alle kennen das Lied „es ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart“. Das Lied geht zurück auf das Prophetenwort aus Jesaja 11, das wir als Schriftlesung gehört haben:

„Ein Reis wird hervorgehen aus dem Stamm Isais (das ist der Vater Davids) und ein Zweig aus seiner Wurzel wird Frucht bringen. Auf ihm wird ruhen der Geist des Herrn….“

Indem Christen diese alte Weissagung auf Jesus bezogen haben, sagen sie zweierlei: Zum einen: Jesus ist Mensch, er hat eine menschliche Geschichte und Wurzeln auf dieser Erde. Zum anderen: Auf Jesus ruht Gottes Geist.

Der Apostel, der der Gemeinde in Kolossae den Brief mit unserem heutigen Predigttext geschrieben hat, befindet sich in einer langen Reihe von Menschen auf Jesu Spuren. Er kommt von Jesus her. In Jesus ist er verwurzelt. Er ist sicher, dass in Jesus seine eigene Geschichte lebendig ist. Dass in Jesus geradezu Schätze der Weisheit zu finden sind. Mit Jesus geht er zurück zu seinen eigenen Anfängen. Und mit Jesus blickt er nach vorne, wenn er seiner Gemeinde rät: Lebt in Jesus, seid in ihm verwurzelt, mit ihm könnt Ihr in Eure Zukunft hineinwachsen.

Mich sprechen diese Worte an in einer Zeit, in der menschliches Handeln mit seinen selbstgemachten Gottheiten so oft an seine Grenzen stößt und ich mich frage, was ich denn von einer Zukunft erwarten kann. Was ich anderen denn für eine Zukunft zusprechen kann.

Durch die Worte des Apostels fühle ich mich ermutigt in meiner Zeit. Wissen, wo ich herkomme, wo ich meine Wurzeln habe, wer mich hält und trägt: Jesus und alle die Menschen, die vor ihm und nach ihm gekommen sind. Menschen, die als Juden die alte Messiasweissagung aus Jesaja 11 gekannt haben. Menschen, die mit den vielen Göttern der anderen Religionen vertraut waren. Menschen, die völlig unvorbereitet auf Jesus getroffen sind.

Ich stehe in einer Reihe derer, die immer wieder neu geglaubt haben und aus diesem Glauben Kraft bezogen haben, es mit ihrem Leben aufzunehmen und der Zukunft zu trauen. Wir kommen von Jesus her, wir gehen mit Jesus weiter. Wohin genau wir gehen, ist dabei vielleicht gar nicht so wichtig, wichtig ist eben, mit wem wir gehen.

„Seid dankbar“, das rät der Apostel, und das möchte ich auch uns heute hier ans Herz legen. Denn die Dankbarkeit lenkt den Blick weg von Ängsten und Sorgen, hin zu alle dem, was uns doch an Gutem zugedacht ist.

Dieser neue – und doch so alte Blick – ist es, den wir an Weihnachten ganz neu einüben können. Uns ganz bewusst auf die Seite der Menschen stellen, die guten Willens sind. Tief verwurzelt in dem Menschen, der guten Willens war für alle: Jesus.

Wir wissen von ihm, dass er die Psalmen gebetet hat, so wie jeder gute Jude es getan hat und wie wir es bis heute tun. Sicher hat er auch diese Worte gesprochen:

Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen,

noch tritt auf dem Weg der Sünder,

noch sitzt, wo die Spötter sitzen,

sondern hat seine Lust am Gesetz des Herrn.
Der ist wie ein Baum gepflanzt an Wasserbächen,

der seine Frucht bringt zu seiner Zeit,

und seine Blätter verwelken nicht.

Und was er macht, gerät ihm wohl.

Fröhliche Weihnachten. AMEN


Suse Günther

E-mail: suse-guenther@posteo.de

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