Predigt zu Lukas 18,31-43

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Predigt zu Lukas 18,31-43

Estomihi | 27.2.22 | Lukas 18,31-43 (dänische Perikopenordnung) | verfasst von Lasse Rødsgaard Lauesen |

Der letzte Sonntag vor den Fasten, Fasching. In Dänemark wird das auch in einem lutherischen Land gefeiert, Kinder klingeln an den Türen, bitten um Süßigkeiten und singen ein Faschingslied, das alle kennen.  Weihnachten und Fasching, das sind für Kinder die großen Feste. Es gibt Geschenke und Süßigkeiten, man verkleidet sich.

Wenn das Kind sich entschieden hat, geht man los, um die ganz richtigen Sachen zu finden. Ein Besuch im Spielzeugladen, im Stoffgeschäft, vielleicht im Altwarenladen, dann zurück an die Nähmaschine, man kann es kaum erwarten, die neuen Kleider anzuziehen. Endlich kommt der Tag, wo alle Einzelteile gesammelt werden, und man ist ein Indianer, Ritter, Clown oder ein Ninja.

Ich weiß, einige werden sagen, das ist lange her, nun ist das ganze Jahr Fasching. Ich glaube, sie haben Recht. Für uns Erwachsene ist das ganze Jahr Fasching. Sind wir nicht auch hinter den Sachen her, die uns das Gefühl geben, jetzt sind wir voll ausgerüstet? Dies hier ist etwas, was mir Kraft gibt und die Welt um mich verändern kann. Das ist natürlich zu viel verlangt, dass man das für irgendeiner Duftkerze für einen Euro erwarten kann. Aber kennt Ihr nicht das Gefühl, oder bin es nur ich, der sein ganzes Vertrauen auf etwas Falsches setzt?

Als ich Kind war, hatte ich einmal ein Kostüm als Ninja und begann zu glauben, dass ich ein Ninja war. Als mich einer der großen Jungen dann auslachte, nahm ich den Kampf mit ihm auf, nur um herauszufinden, ob ich immer noch trotz aller Anstrengungen nur ein kleiner Rotzjunge aus den kleinen Klasen war, den man verprügeln konnte. Seitdem habe ich mein Vertrauen darin gesetzt, dass die Gerechtigkeit Gottes einen dieser Quälgeister treffen wird, die es in jeder Schule zu geben scheint.

Das heutige Evangelium stellt dieses Denken infrage. Denn nicht nur ich und alle Menschen in der langen Geschichte werden Niederlagen, Hohn und Verfolgungen hinnehmen müssen. Das Evangelium sagt in der Tat, dass der Sohn Gottes geschlagen, bespuckt und ausgepeitscht und schließlich getötet werden wird.

Im Evangelium steht jedoch die Hoffnung im Vordergrund, wenn es heißt: Und am dritten Tage wird er auferstehen. Wer diese Worte kennt, weiß dass sie bedeuten: Genug ist genug. Der Sohn Gottes und alle die, die in seinem Namen verfolgt worden sind und denen Unrecht widerfahren ist, werden Wiedergutmachung erfahren oder jedenfalls die Verheißung von Wiedergutmachung. Denn dass etwas in der Welt besser geworden ist, das kann ja schwer zu sehen sein.

Wir sind ja noch immer genötigt, uns Schutzkleidung anzulegen, wenn wir hinaus in die Welt gehen. Da sind die, die spucken, einige werden uns sicher auch verhöhnen, und weiter weg werden sie dich auch töten, wenn du dich nicht beschützt. Die Welt ist nicht so, wie wir uns das wünschen könnten. Und wenn                                 du das nicht meinst, so erkläre mir, warum du die Tür zugeschlossen hast, ehe du in die Kirche gingst. Was sich dennoch verändert hat, ist der Glaube daran: Genug ist genug, und das ist die Hoffnung, die wir am Leben erhalten sollen.

Der Blinde am Wege hält die Hoffnung am Leben, denn er hat einen Traum, dass alles anders sein könnte. Er weiß nicht, wo er hinschauen soll, aber er weiß, wen er erreichen soll. Man denke, wenn das du oder ich wären, die das erlebten, was der Blinde zu sehen bekam, dass unser Ruf um Hilfe plötzlich gehört wird, und Jesus steht vor uns und sagt: Was willst du, dass ich für dich tun soll?

Eine Möglichkeit darum zu beten, der zu werden, der wir vielleicht schon immer sein wollten? Der Ninja, der immer ein Ass im Ärmel hat und die Probleme aller Welt lösen kann?  Der Mann im Evangelium hat ein Problem, und dafür bittet er um Hilfe. Er sagt: Herr, dass ich sehen kann. Und nun kann er sich plötzlich in der physischen Welt orientieren und ein anderes Leben führen als das Leben, das darin bestand, am Wege zu sitzen und darauf zu warten, dass sich jemand seiner erbarmt.

Die entscheidende Pointe in deinem und meinem Leben kommt nun. Denn es geht nicht um das, was wir wichtig finden, dass der Mann wieder sehen kann, oder dass du oder ich mit Jesus so ein Faschingserlebnis haben, bei dem wir all das werden können, wovon wir nur geträumt haben. Das Evangelium ist nicht das Erlebnis eines neuen Stils und neuer Möglichkeiten. 

Das Evangelium ist die Hoffnung, in der der Mann immer gelebt hat, dass Jesus die Welt verändern kann und das tun wird, wenn er vorbeikommt.

Ihr Wortwechsel schließt nämlich damit, dass Jesus sagt: Sei sehend! Dein Glaube hat dir geholfen. Den Glauben daran, dass Jesus die Lösung ist, hatte der Blinde schon lange vor uns anderen gesehen. Der Blinde hatte ihn die ganze Zeit gesehen und wartete nur darauf, dass Jesus vorbeikommen und seinen Ruf hören würde.

Das Evangelium sagt zu dir: Setze dein Vertrauen auf Jesus, wenn du ein anderes Leben haben willst, vielleicht entdeckst du wie der Blinde, dass du schon immer mehr sehend warst, als du wusstest. Amen.

Pastor Lasse Rødsgaard Lauesen

DK-5000 Odense

E-Mail: lrl(at)km.dk

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