Predigt zu Matthäus 7, 24-27

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Predigt zu Matthäus 7, 24-27

Predigt am 9. Sonntag n. Trinitatis, 1. 8. 2021 | von Winfried Klotz  |

Text: Matthäus 7, 24-27 (Gute Nachricht Bibel)

Jesus Christus spricht:

24 »Wer diese meine Worte hört und sich nach ihnen richtet, wird am Ende dastehen wie ein kluger Mann, der sein Haus auf felsigen Grund baute.    (7,24-27) 7,21S

25 Als dann die Regenflut kam, die Flüsse über die Ufer traten und der Sturm tobte und an dem Haus rüttelte, stürzte es nicht ein, weil es auf Fels gebaut war.

26 Wer dagegen diese meine Worte hört und sich nicht nach ihnen richtet, wird am Ende wie ein Dummkopf dastehen, der sein Haus auf Sand baute.

27 Als dann die Regenflut kam, die Flüsse über die Ufer traten, der Sturm tobte und an dem Haus rüttelte, fiel es in sich zusammen und alles lag in Trümmern.«

Liebe Gemeinde,

was Regenfluten sind und welche Zerstörungen über die Ufer tretende Flüsse verursachen könne, das haben wir in der letzten Zeit bei den Flutkatastrophen im Hunsrück und anderswo sehen müssen. Es ist uns nicht fremd, was Jesus im Gleichnis vom klugen oder dummen Bauherrn erzählt. Was uns sonst in Berichten über zerstörerische Monsunregen in Indien oder Bangladesch begegnet ist, das ist unter uns in Deutschland geschehen: Häuser wurden weggeschwemmt, Menschen ertranken in den starken Fluten von Flüssen, die sonst als gemächlicher Bach dahinströmten.

Die Bibel erzählt schon an ihrem Anfang von einer schrecklichen Flut: die Sintflut löscht alles Leben aus auf der Erde, nur Noach und seine Familie werden in der Arche mit vielen Tieren gerettet. Gewiss ist dies kein historischer Bericht, aber Reflex auf die vielfältigen Fluterfahrungen der Menschen im Nahen Osten. Und zugleich eine mahnende Stimme, die auf die Verantwortung der Menschen verweist; im Vorspann zur Sintflutgeschichte 1. Mose 6, 5-6 heißt es: „Der HERR sah, dass die Menschen auf der Erde völlig verdorben waren. Alles, was aus ihrem Herzen kam, ihr ganzes Denken und Planen, war durch und durch böse. Das tat ihm weh, und er bereute, dass er sie erschaffen hatte.“ Die Sintflut ist Gottes Gericht über die Menschheit, so sagt diese uralte Erzählung; wir werden das nicht pauschal nachsprechen können, aber auch nicht leugnen, dass wir in der Verantwortung stehen, was die Klimaerwärmung, was große Dürren, aber auch heftigen Regen angeht.

Auch der Prophet Ezechiel gebraucht das Bild vom Regensturm, der eine sicher geglaubte Mauer einstürzen lässt. (Ez. 13, 10-16) Das Volk baut sich eine Mauer, die Propheten tünchen sie mit Kalk; gemeint ist: die Propheten bestätigen den falschen Weg des Volkes, sie malen ihm eine herrliche Zukunft aus, obwohl es vor dem Untergang steht. Gott aber wird dieses Wunschgebilde zerstören.

Das Gleichnis vom Hausbau ist bei Matthäus Abschluss der Bergpredigt, bei Lukas Abschluss der Feldrede. Es betont, dass es überlebenswichtig ist, Jesu Worte zu hören und anzunehmen. Und es zeigt auf, dass Jesus nicht nur Ausleger der Heiligen Schriften ist, sondern in ihm Gott selbst zu den Menschen kommt. Gott ist jetzt in Jesus gegenwärtig, das sagen die Seligpreisungen, die Gottes Eingreifen versprechen, ihn bekennen als den, der Recht schafft, vor allem behaupten, Gott werde gerade die annehmen, die von ihm alles erwarten, auch wenn sie aus menschlicher Sicht nicht zu Gott passen. In Jesus ist Gott so gegenwärtig, dass in ihm Gottes Liebe und Gerechtigkeit sich durchsetzen in einer von Gott abgewandten Welt, und das nicht auf dem Weg erfolgreicher Machtpolitik, sondern der mühsamen Wanderung des Messias und seiner Schüler und Schülerinnen durch Israel, begleitet von Zeichen der Hilfe und Freundlichkeit Gottes; das Ziel aber ist Jerusalem, dort muss Gottes Gesandter leiden, gekreuzigt werden, sterben; Gott aber wird sich zu seinem Boten bekennen.

Gott ist gegenwärtig in Jesus, an ihm und seinen Worten entscheidet sich, ob unser Weg durch diese Zeit zum Leben oder zum Tod führt. Der Verheißung des Lebens in der Gemeinschaft mit Gott entsprechen Risiko, Gefahr und Belastung des Weges in der Spur Jesu: Es kann sein, dass, wer Jesus folgt, nicht die Fülle des Lebens genießen kann, die diese Welt verspricht. Es kann sein, dass auf der Lebensrechnung viel Verlust auszuweisen ist. Es kann der Weg mit Jesus so schwer sein, dass ich immer wieder überfordert bin! Ich gehe einmal an den Weisungen der Bergpredigt entlang:

Du forderst, ich soll nicht zürnen, mich nicht rächen, wenn jemand mir schadet?! Ich soll Ausgleich und Frieden suchen, auch wenn es mir schadet. Ja, sogar meine Feinde soll ich lieben, denn genau damit entspreche ich meinem Vater im Himmel, der über Böse und Gute regnen lässt?! Muss ich mich da nicht gewaltig verbiegen? Und werde ich nicht zum Fußabtreter gewissenloser Menschen, die sich dann einen Spaß daraus machen, mir zu schaden?

Du forderst, ich soll meine Blicke nicht begehrlich schweifen lassen, nach der Frau eines anderen sehen (oder auch dem Mann). Ich soll meiner Frau, meinem Mann treu sein, das Eheversprechen nicht auflösen?! Wie soll das gehen, wenn meine Ehe mir nicht die nötige Erfüllung gibt, oft schlechte Stimmung herrscht, meine Frau, mein Mann mich immer wieder enttäuscht? Warum soll ich mich um meine Ehe mühen, wenn es auf dem „Markt“ so interessante Angebote gibt? Aber: wer bin ich vor Jesus in meiner Beziehung? Hat ER mir eine Zusage gegeben, deren Einlösung ich erbitten soll?

Du forderst, ich soll mein Leben nicht durch Streben nach Geld und Gut abzusichern suchen, mich nicht sorgen um meine Zukunft?! Ist das nicht selbstverständlich, dass ich mich in einer unsicheren und von Krieg und Katastrophen bedrohten Welt absichern muss? Wie kannst du sagen, Jesus, sich Sorgen machen sei ein Kennzeichen von Menschen, die Gott nicht kennen? – Ach so, du willst, dass ich zuerst mich deiner Herrschaft unterstelle und tue, was dir entspricht, dann werde der Vater mir das Nötige schon geben; aber was mache ich mit meiner Angst vor der Zukunft? Mein Vertrauen ist so klein! Komme ich am Ende nicht zu kurz?

Jesus, Du behauptest, dass der Vater im Himmel weiß, was ich brauche? Dass ER die Gebete seiner Kinder gerne hört und annimmt? Dass er in unvergleichlich größerer Weise als menschliche Eltern darauf bedacht ist, seinen Kindern Gutes zu geben, wenn sie darum bitten? Ich bete und bitte und suche und frage, aber so selten erfahre ich eine schnelle Antwort. Doch ich muss zugeben, das ist nicht die ganze Wahrheit; Du hast mich, Vater im Himmel, schon überrascht mit Antworten, die ich nicht erwartet habe!

Aber noch etwas macht mir Schwierigkeiten: Du sagst, geht durch das enge Tor, das zum Leben führt und behauptest, viele seien auf dem breiten Weg unterwegs, der direkt ins Verderben führt. Das enge Tor ist das Tor Deiner Weisungen. Damit verlangst Du, dass alle Menschen sich an Dich halten, weil allein Du die Tür zu Gott bist. Ist das nicht eine Engführung und ein Zeichen von Fanatismus!? Jesus, wer bist DU? Diese Worte scheinen gar nicht zu Deiner vorurteilslosen Zuwendung zu allen Menschen zu passen! Du isst mit Zöllnern und Sündern, lässt Dich von einer Hure mit Öl salben und die mit Dir unterwegs sind, sind eher einfach gestrickt, keine Elite, keine besonders klugen, mächtigen oder reichen Menschen!

Gott ist gegenwärtig in Jesus, wer sein Lebenshaus auf IHN gründet hat auf Felsengrund gebaut. Anders als oft vorgestellt, ist das Leben in der Verbindung mit Jesus kein sicherer Hafen, kein unangefochtener Weg durchs Leben. In Überdehnung des Gleichnisse sage ich: Leben in der Verbindung mit Jesus ist manchmal anstrengender, notvoller, angefochtener, aber zugleich voll Hoffnung und immer wieder erfüllt mit der Erfahrung: In Jesus ist Gott auch in meinem Leben gegenwärtig! So ist das Gleichnis vom Hausbau ein dickes Ausrufezeichen am Ende der Bergpredigt. Schaut genau hin, nehmt die Worte zu Herzen und erprobt ihre Wahrheit.

In einem Lied von Christoph Zehendner heißt es:

Wer Jesus folgt kann lernen zu verzichten, von sich und seinen Wünschen wegzusehn.

Der braucht sich nicht mehr nach der Masse richten, der hat den Mut zu Gottes Wort zu stehn.

Wer Jesus folgt, der wagt‘s nach vorn zu schauen, weil er nicht dumpfer Zukunftsangst verfällt.

Der tut was, will an Gottes Reich mitbauen, der freut sich schon auf Gottes neue Welt. (aus Lebenslieder plus, Nr. 104, 3; Hrsg. vom CVJM-Gesamtverband in Deutschland e.V., Kassel 1999) Amen.

Fürbittgebet: Vater im Himmel, wir bitten für uns, die wir den Namen von Jesus Christus tragen, dass Du uns durch Deinen Heiligen Geist erneuerst und erziehst, wir Dir gerne folgen und dienen, Dich täglich loben für Deine Gnade und in Deiner Liebe allen Menschen begegnen, im Gebet für sie eintreten und ihnen vergeben. Lasst uns darum in der Stille beten! -Stille-

Wir bitten Dich für die Einsamen und Leid geplagten unter uns, für die Enttäuschten und Gedemütigten, für die, die versagt haben oder sich als Versager betrachten, für die, die in Trennung leben oder geschieden sind, für die, die den Tag mit Angst beginnen, für all die Kranken ohne Hoffnung auf Gesundung und die Menschen, die mit ihnen leiden und an Dir, Gott, verzweifeln. Wir nennen in der Stille vor Dir die Namen von Menschen, die krank und elend sind. -Stille-

Lüge und Betrug, Hass und Verachtung gegenüber Mitmenschen, Habgier und Ausbeutung erfüllen die Herzen vieler Menschen. Haltlos folgen sie dem Bösen, mit einem Schein des Rechts eignen sie sich an, was anderen gehört, den Weg zum Frieden kennen sie nicht: Herr, unser Gott, reinige unsere Herzen, dass wir nicht auch dem Bösen folgen und richte Du Recht und Gerechtigkeit auf! Wir flehen darum, dass Dein Reich der Gerechtigkeit und des Friedens kommen mögen! In der Stille nennen wir Menschen und Völker, die besonders unter Bosheit und Ungerechtigkeit leiden. -Stille-

Vater im Himmel, wir beten Dich an, Du regierst, Du führst Deine Herrschaft herauf durch Jesus, auf Seinem Weg, dem Weg des Kreuzes, der Vergebung und der Barmherzigkeit. Wir loben Dich im Vertrauen auf Jesus Christus.

Wir beten weiter in der Stille – Vater unser

Liedvorschläge:

Folgen, Leben mit Jesus hat Folgen, Christoph Zehendner in Lebenslieder plus, Nr. 93; Leben aus der Quelle, Lukas Di Nunzio, Lebensl. plus Nr. 83; Wer Jesus folgt führt kein bequemes Leben, Christoph Zehendner, LL plus Nr. 104; Herr, ich komme zu dir, Albert Frey, LL plus 115. EG 295, 1-4 Wohl denen, die da wandeln; EG 358, 1-4 Es kennt der Herr die Seinen; EG 394, 1-5 Nun aufwärts froh den Blick gewandt

Literatur: Kommentare zur Stelle, siehe vor allem NTD Matthäus von Julius Schniewind; Predigtmeditationen von Gottfried Voigt, Die geliebte Welt und Heinz Joachim Held, Hören und Fragen ¾

Winfried Klotz, Pfr. i. R., Jg. 1952, verh., 3 erwachsene Kinder, Bad König/ Odenwald

winfried.klotz@web.de

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